Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Pole“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 171
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Pole. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 171. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Pole (Version vom 19.04.2024)

[171] Pole (spr. pohl), die englische Rute, s. Perch.

Pole (russ.), Zweikampf, namentlich der gerichtliche Zweikampf, zu welchem sich die Parteien in Rußland bis zur Mitte des 16. Jahrh. und formell auch noch geraume Zeit später erbieten mußten.

Pole (spr. pohl), Reginald de, Kardinal und Erzbischof von Canterbury, geboren im März 1500 zu Stoweston Castle (Staffordshire), unternahm, als er seine Studien in Oxford vollendet hatte, eine längere Reise nach Italien und studierte fünf Jahre in Padua. Nach England zurückgekehrt, war er durch keine noch so glänzenden Anerbietungen zu bewegen, den kirchlichen Neuerungen Heinrichs VIII. zuzustimmen, und floh zuletzt, um sich den ihm drohenden Nachstellungen zu entziehen, nach Italien. Während er nun in England wegen Hochverrats verurteilt wurde, ernannte ihn Papst Paul III. zum Kardinal, bald auch zum apostolischen Legaten für Frankreich und Flandern. Aus Frankreich auf Andringen der englischen Regierung ausgewiesen, zog sich P. nach Viterbo zurück, präsidierte dann eine Zeitlang den Sitzungen des Konzils von Trient und ward nach der Thronbesteigung Marias 1553 zum päpstlichen Legaten in England ernannt, wo er die katholische Gegenreformation durchführen sollte. Er hielt 24. Nov. 1554 seinen feierlichen Einzug in London und sprach 30. d. M. im Parlament im Namen des Papstes die Absolution von den über England verhängten Kirchenstrafen aus. Nach Cranmers Tod zum Erzbischof von Canterbury ernannt, leitete er nun die kirchliche Restauration in England, mißbilligte aber die extremen Maßregeln der Königin und hätte die von ihr begonnenen Verfolgungen gern gemäßigt. Deshalb, und weil er an dem geschlossenen Abkommen über die Kirchengüter festhalten wollte, entsetzte ihn Paul IV., der seit Mai 1555 Papst war, der Legatenwürde, worauf sich P. in sein Erzbistum zurückzog. Er starb 18. Nov. 1558, einen Tag nach dem Tod Marias. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: „De concilio“ (2. Aufl., Löwen 1567) und „De summi pontificis officio et potestate“ (das. 1567). Sein Leben beschrieben Thom. Philips (2. Aufl., Lond. 1769) und Hook in den „Lives of the archbishops of Canterbury“, Bd. 8 (das. 1877).