Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Pirkheimer“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 84
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Pirkheimer. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 84. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Pirkheimer (Version vom 30.06.2023)

[84] Pirkheimer, Wilibald, berühmter Nürnberger Ratsherr, aus einem alten, reichen Patriziergeschlecht Nürnbergs, geb. 5. Dez. 1470 zu Eichstätt, verbrachte 1488–90 in fast ununterbrochenem Kriegsdienst des Bischofs von Eichstätt und widmete sich sodann zu Padua und Pavia sieben Jahre lang juristischen und humanistischen Studien. Nach seiner Rückkehr nach Nürnberg 1497 in den Rat gewählt, wurde er bald mit mehreren wichtigen Gesandtschaften betraut, 1499 auch vom Senat zum Anführer der Nürnberger Truppen in dem Reichskrieg gegen die Schweizer ernannt. Diesen für die kaiserlichen Waffen unglücklichen Krieg hat P. selbst beschrieben in der „Historia belli Suitensis“ (übersetzt von Münch, mit Biographie, Basel 1826), einer der bedeutendsten historischen Schriften aus dem Anfang des 16. Jahrh. Bald nachher zum kaiserlichen Rat ernannt, diente er mit seinen bedeutenden diplomatischen Talenten auch Karl V. wiederholt. Von 1504 bis 1522 war er ununterbrochen Nürnberger Ratsherr und Vertreter Nürnbergs auf den Reichstagen. Seine letzten Lebensjahre widmete er ausschließlich den Wissenschaften. Er starb 22. Dez. 1530. Große Verdienste hat sich P. um die Organisation des Schulwesens und den Aufschwung der Typographie in Nürnberg erworben. Auch die Reformation fand an ihm einen eifrigen Beförderer, doch bedauerte er die Schädigung der humanistischen Studien durch die theologischen Streitigkeiten. Sein Haus war der Versammlungsort der Gelehrten, und er stand mit den bedeutendsten seiner Zeitgenossen, Albrecht Dürer, Konrad Celtes, Reuchlin, Hutten, Spalatin, Erasmus u. a., in innigem Verkehr. Doch war seine Wirksamkeit weniger die des Schriftsteller als eine unmittelbare, praktische. Eine Sammlung seiner Schriften veranstaltete Goldast (Frankf. 1710). Vgl. Roth, Wilibald P. (Halle 1887); Markwart, W. P. als Geschichtschreiber (Zürich 1886); Drews, W. Pirkheimers Stellung zur Reformation (Leipz. 1887). – Die „Denkwürdigkeiten“ seiner Schwester Charitas P. (geb. 1464, gest. 1532 als Äbtissin des Claraklosters in Nürnberg) wurden von Höfler (Bamb. 1853) neu herausgegeben; ihre Biographie schrieben Münch (Nürnb. 1826) u. Binder (2. Aufl., Freiburg 1878).