MKL1888:Phokis
[2] Phokis, Landschaft im alten Griechenland, rauh, gebirgig und wenig ergiebig (einzige Ebene diejenige am obern Kephisos), aber durch den Besitz des delphischen Orakels von großer Bedeutung, ward von dem Gebiet der epiknemidischen und opuntischen Lokrer, von Böotien, dem Korinthischen Meerbusen, dem Gebiet der ozolischen Lokrer und Doris begrenzt und umfaßte etwa 2260 qkm (41 QM.). Das Hauptgebirge [3] im Innern des Landes war der Parnassos, nördliches Grenzgebirge der Kallidromos und Knemis, südöstliches der Helikon; außerdem ist noch das Gebirge Kirphis zu bemerken. Hauptflüsse sind der genannte Kephisos und im S. der Pleistos. Die ältesten Einwohner waren Leleger; nachdem sich aber der achäische Stamm der Phlegyer von Orchomenos aus in den Besitz des Landes gesetzt hatte, bildeten Äolier den Hauptbestandteil der Bevölkerung. An den großen Kriegen der Hellenen, den Persischen, wo Xerxes auf Anstiften der Thessalier P. verheerte, und dem Peloponnesischen, beteiligten sich auch die Phoker, an dem letztern als Bundesgenossen der Athener. Nach der Schlacht von Leuktra den Thebanern unterthan, fielen sie nach Epameinondas’ Tod von ihnen ab. Mittelpunkt heftiger Kämpfe war ihr Land im sogen. Heiligen Krieg (355–346), dessen Endursache das von den Athenern schon zu Perikles’ Zeit den Phokern übertragene Aufsichtsrecht über das Heiligtum zu Delphi war. Mit Hilfe Philipps von Makedonien wurden die Phoker besiegt und ihrer Amphiktyonie beraubt, zugleich ihre Städte zerstört. Nach der Schlacht bei Chäroneia teilten sie das Schicksal der Hellenen, fochten im Lamischen Krieg mit den Athenern im Bund gegen Antipatros und zeichneten sich später besonders im Kampf gegen die eindringenden Kelten aus. Die hauptsächlichsten Städte von P. waren: Delphi, Elateia, Abä, Amphissa, Antikirrha, Krissa, Daulis u. a. Unter der Herrschaft der Römer ward P. zur Provinz Achaia gerechnet. Jetzt bildet P. mit Phthiotis (s. d.) einen Nomos des Königreichs Griechenland.