Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Pausanĭas“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 790791
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Pausanĭas. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 790–791. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Pausan%C4%ADas (Version vom 09.05.2023)

[790] Pausanĭas, 1) ein Spartaner aus dem Königshaus der Agiaden, Sohn des Kleombrotos, führte seit dem Tode des Leonidas (480 v. Chr.) die Regierung als Vormund des minderjährigen Sohns desselben, Pleistarchos. 479 hatte er den Oberbefehl über die verbündeten Griechen in der siegreichen Schlacht bei Platää gegen die Perser, befehligte darauf bis 476 die griechische Flotte und eroberte Kypros und Byzantion. Hier aber ließ er sich in verräterische Umtriebe mit Xerxes ein, um mit dessen Hilfe die Alleinherrschaft über Griechenland zu erlangen, ward daher auf Beschwerde der Bundesgenossen vom Oberbefehl abberufen und des Hochverrats angeklagt, aber 474 freigesprochen. 470 kehrte er nach Byzantion zurück, setzte sich hier mit thrakischen Söldnern fest und begann von neuem die Umtriebe mit Persien, wurde aber von den Athenern vertrieben und von den Ephoren zum zweitenmal zurückberufen. Anfangs gelang es ihm, die Ephoren wiederum zu täuschen, bis endlich [791] der Sklave, welcher in seinem Auftrag Briefschaften an den Satrapen Artabazos überbringen sollte, weil in diesen seine Tötung befohlen war, dieselben den Ephoren überlieferte. Da erst ward, nachdem man noch durch List ihm selbst das mündliche Eingeständnis der Schuld abgelauscht, seine Festnahme beschlossen. P. floh in das Heiligtum der Athene, ward hier eingemauert und starb den Hungertod (467).

2) Griech. Geschichtschreiber und Geograph, aus einer der griechischen Städte Kleinasiens gebürtig, lebte, wie aus einzelnen Stellen seines Werkes hervorgeht, von der Zeit des Kaisers Hadrian (117–138 n. Chr.) bis gegen Ende der Regierung des Marcus Aurelius (180). Er bereiste Griechenland, Italien, einen großen Teil von Asien und Afrika und beschrieb sodann in der „Periegesis“ („Rundreise“) in 10 Büchern die religiösen und künstlerischen Merkwürdigkeiten der einzelnen Orte fast ganz Griechenlands mit Berücksichtigung der Geographie und Geschichte und besonders der alten Mythen; auch naturhistorische Notizen sind eingestreut. Das Werk, obwohl vom Standpunkt eines Reisenden und für Reisende geschrieben, hat noch gegenwärtig eine hohe Wichtigkeit für die Kunstgeschichte und Altertumsforschung, für die es in Bezug auf viele Gegenstände als einzige Quelle zu betrachten ist. Der stilistische Ausdruck ist ungleich und nicht selten unklar und verworren. Die besten Ausgaben lieferten Schubart und Walz (Leipz. 1838–39, 3 Bde.) und Dindorf (Par. 1845), deutsche Übersetzungen Siebelis (Tübing. 1827–29) und Schubart (2. Aufl., Berl. 1885). Vgl. Kalkmann, P. der Perieget (Berl. 1886).