Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Papȳrus“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 695
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Papȳrus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 695. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Pap%C8%B3rus (Version vom 20.04.2021)

[695] Papȳrus L., Gattung aus der Familie der Cyperaceen, der Gattung Cyperus L. sehr nahestehend. P. antiquorum Willd. (Cyperus P. L., Papyrusstaude, s. Tafel „Wasserpflanzen“) hat eine sehr starke, kriechende Wurzel, einen bis 3 m hohen, nackten, blattlosen, fast dreikantigen Schaft, welcher unten armsdick wird und an der Spitze eine zusammengesetzte, dichte Blütentrugdolde mit mehrblätteriger, allgemeiner Hülle trägt. Der P. wächst in seichtem Wasser an Ufern, in Flüssen und Sümpfen Afrikas, Syriens, Palästinas, auch Siziliens und bildet namentlich in Afrika ein charakteristisches Glied der dortigen tropischen Flora. Er ist eine uralte Kulturpflanze; seine Wurzel, das Stengelmark und der untere Stengelteil lieferten beliebte Speise, die Wurzel auch Brennmaterial. Der Stengel diente zu allerlei Hausgeräten; man fertigte Flechtarbeiten daraus, auch Stricke, Matten und Segel, Sandalen, selbst Boote; das Mark benutzte man als Lampendocht; namentlich aber lieferte der Schaft das Material zu dem Papier der Alten (s. Papier, S. 673). Die Pflanze ist in Ägypten wahrscheinlich niemals heimisch, sondern dort stets nur Kulturpflanze gewesen und gedieh wegen ihrer schweren Köpfe in einem so ebenen, den Winden ausgesetzten Land wohl nur an einigen Orten, weshalb auch ihre Kultur stets beschränkt blieb und sie jetzt vollständig aus Ägypten verschwunden ist. Die Griechen bezogen ihr Byblosmaterial aus dem Nilthal, aber niemals wuchs der P. in Griechenland; nach Sizilien kam er aus Syrien durch die Araber kurz vor dem 10. Jahrh., und von dort stammen wohl die Exemplare, welche man jetzt in Gärten kultiviert. Abbildungen des P. finden sich häufig auf altägyptischen Denkmälern, und der büschelförmige Blütenstand, mit welchem man die Tempel schmückte, diente als Bezeichnung von Unterägypten.