Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Panzerplatten“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 660
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Panzerplatten. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 660. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Panzerplatten (Version vom 17.11.2022)

[660] Panzerplatten, die zum Schutz gegen feindliche Geschosse auf Schiffen oder in Land- und Küstenbefestigungen verwendeten Eisen-, Stahl- oder Stahleisenplatten, von denen die zur Bekleidung der Bordwände oder Türme auf Schiffen bestimmten bisweilen eine Stärke von 55 cm besitzen. Auf Schiffen kommen P. aus Walzeisen, Stahl oder Compound (Stahl mit Eisen), zu stehenden Panzerungen in Küstenbefestigungen ebensolche oder P. aus Hartguß zur Verwendung. Von P. ersterer Art verlangt man, daß sie beim Anprall oder Hindurchgehen des Geschosses keine Risse bekommen; die Arbeitsleistung des Geschosses lokalisiert sich auf den Treffpunkt in der Verdrängung von Panzermasse, indem es dort nur einen Eindruck macht, sich totläuft oder ein Loch ausstößt und mit dem Überschuß an Kraft ganz oder in Sprengstücken hinter dem Panzer weiterfliegt; Hartgußpanzer dagegen sollen auch die härtesten Geschosse nicht eindringen lassen. P. werden durch Schweißen von Paketen Stabeisen und nächstdem von Paketen kleinerer und dann größerer Platten zwischen Walzen hergestellt. Man hat P. bis zu 3 m Breite, 5 m Länge und 50 cm Dicke hergestellt. Für Schiffe werden P. in der Regel nicht über 1,5 m Breite und 4–5 m Länge verwendet. Reine Stahlplatten haben sich ihrer Sprödigkeit wegen nicht bewährt. Bessern Erfolg erzielte Wilson in Sheffield mit Compoundplatten, welche homogen nach außen aus Stahl, innen aus weichem Eisen bestehen. Die Dillinger Hüttenwerke bei Saarlouis liefern für die deutsche Marine Compoundplatten von 356 mm Dicke, wovon 203 mm Eisen und 153 mm Stahl sind, die in folgender Weise hergestellt werden: Unter einem 500-Ztr.-Hammer werden sorgfältig geschweißte Platten von 55 mm Stärke, 4–5 m Länge und 1,5 m Breite ausgearbeitet, nach dem Beschneiden derselben auf Maß wird ein Paket aus ihnen zusammengesetzt, welches durch Auswalzen geschweißt wird. Nach dem Erkalten richtet man die Platten unter hydraulischen Pressen und bearbeitet sie behufs der Verbindung mit dem Stahl auf Hobelmaschinen. Hierbei muß der Platte ein bedeutendes seitliches Übermaß belassen werden, um am Rand einen eisernen, mit einer Stahlplatte bedeckten Rahmen aufbolzen zu können, so daß zwischen Stahl- und Eisenplatte ein kastenartiger Zwischenraum entsteht, der nach dem Erhitzen des ganzen Pakets bis zur Hellrotglut mit Martinstahl ausgegossen wird. Nach ihrem Erkalten wird die Platte abermals bis zur Hellrothitze erwärmt, durch Auswalzen auf die richtige Stärke und durch Bearbeiten in Stoß- und Hobelmaschinen auf die geforderte Größe gebracht. Das Paket wiegt etwa 20,000, die bearbeitete Platte 15,000 kg. Die dem Schiffskörper entsprechende Form erhalten die Platten auf den Werften mittels hydraulischer Pressen. Hartguß läßt sich wegen seiner Sprödigkeit nicht in einzelnen Platten, sondern nur in ganzen Panzerungen (s. d.) verwenden, deren gewölbte Flächen die Fortpflanzung der Stoßkraft des auftreffenden Geschosses durch die ganze Panzermasse vermittelt, was eine einzelne Panzerplatte nicht kann. Die erste Verwendung fanden P. 1854 zu den für den Krimkrieg gebauten schwimmenden Panzerbatterien. S. Panzerschiff.