MKL1888:Osterōde
[480] Osterōde, 1) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Hildesheim, am Harz, an der Söse und an der Linie Herzberg-O. der Preußischen Staatsbahn, 239 m ü. M., hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, darunter die 724 gegründete, 1578 nach einem Brand wiederhergestellte Ägidienkirche mit schönen Grabdenkmälern der Herzöge von Grubenhagen, ein stattliches Rathaus, eine Badeanstalt für künstliche Bäder, ein großes Kornmagazin, woraus die Bergleute des Harzes in Teurungszeiten mit wohlfeilem Getreide versorgt werden, ein Realgymnasium, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Fabrikation von Tuch, Woll- und Baumwollstoffen und Strumpfgarn, Bleiweiß, Zigarren, Leder, Maschinen etc., Ziegeleien, einen Kupferhammer, eine Blankschmiede, Säge-, Kalk- und Gipsmühlen, bedeutende Gipsbrüche und (1885) 6435 meist evang. Einwohner. O. war 1361–1452 Residenz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg-Grubenhagen. – 2) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Königsberg, am Einfluß der Drewenz in den Drewenzsee und an der Linie Thorn-Allenstein der Preußischen Staatsbahn, 110 m ü. M., hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein Schloß (1270 vom Deutschen Ritterorden erbaut), ein Realgymnasium, ein Schullehrerseminar, 2 Waisenhäuser, ein Amtsgericht, ein Hauptsteueramt, eine Reichsbanknebenstelle, eine Eisenbahnmaschinenwerkstätte, Maschinen- und Spiritusfabrikation, 3 Sägemühlen, Bierbrauerei, Vieh- und Wollmärkte, Schiffahrt und (1885) mit der Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 44) 7123 meist evang. Einwohner. In unmittelbarer Nähe ausgedehnte königliche Forsten, bekannt durch ihr ausgezeichnetes Schiffbauholz.