MKL1888:Osmĭum
[471] Osmĭum Os, eins der Platinmetalle, findet sich gemeinschaftlich mit Platin, namentlich legiert mit Iridium (als Osmiumiridium), und wird aus den sogen. Platinrückständen gewonnen. Man erhält das O. durch Glühen von Ammoniumosmiumchlorid in schwammförmigem und durch Schmelzen des amorphen Metalls mit Zinn in kristallinischem Zustand. Es ist bläulichweiß, härter als Glas, vom spez. Gew. 22,477 und mithin der schwerste aller bekannten Körper. Das Atomgewicht ist 198,6. Bei sehr hoher Temperatur verdampft es ziemlich schnell, ohne zu schmelzen, und beim Erhitzen an der Luft verbrennt fein verteiltes O. zu Überosmiumsäureanhydrid OsO4; mit Salpetersäure und Königswasser gibt es Überosmiumsäure; nach starkem Glühen widersteht es den Säuren, gibt aber mit schmelzendem Ätzkali und Salpeter osmiumsaures Kali. In trocknem Chlor verwandelt es sich in dunkelrotes Osmiumchlorid OsCl4, welches mit Chlorammonium ein kristallisierbares, schwer lösliches, braunes Doppelsalz bildet. Überosmiumsäureanhydrid OsO4 bildet farblose Prismen, riecht höchst stechend (daher der Name O., v. griech. osmē, Geruch), wirkt äußerst heftig entzündend auf die Schleimhäute, besonders die Augen, und erzeugt auch auf der Haut schmerzhaften Ausschlag, schmeckt scharf brennend, nicht sauer, schmilzt unter 100°, siedet bei wenig höherer Temperatur, verflüchtigt sich auch mit Wasserdampf, löst sich langsam, aber reichlich in Wasser und wird durch Metalle und organische Körper leicht reduziert. Man benutzt die Überosmiumsäure in der Mikroskopie als Reagens und Färbemittel. Auch das Osmiumamid, ein orangegelbes, in Wasser lösliches, geruchloses, kristallinisches Pulver, färbt alle tierischen Gewebe erst braun, dann schwarz und kann ebenfalls in der mikroskopischen Technik benutzt werden. Das Osmiumiridium dient zu Stahlfederspitzen.