Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Ort“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 457
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Ort. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 457. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Ort (Version vom 11.10.2021)

[457] Ort (das und der), ein altgerman. Wort, das ursprünglich Spitze, scharfe Ecke, dann Anfangs- oder Endpunkt, Grenze (daher „von O. zu End“, s. v. w. von einem Ende zum andern), auch die vorragende Spitze eines Werkzeugs (z. B. des Bergeisens) oder dieses selbst (z. B. die Schusterahle), ferner einen im Raume markierten Punkt oder Raumteil (daher s. v. w. Stelle, Platz), endlich den Wohnplatz einer bürgerlichen Gemeinschaft (s. v. w. Stadt, Flecken, Dorf etc.) und (jetzt veraltet) eine größere Landesabteilung, Provinz etc. bezeichnet. Insonderheit im Bergbau heißt O. das Ende eines Grubenbaues, z. B. einer Strecke, eines noch nicht durchschlägigen Stollens etc.; dann überhaupt jeder Punkt in der Grube, wo Arbeiten auf dem Gestein oder zur Mineralgewinnung stattfinden. Ortsbetrieb ist die Fortsetzung des Grubenbaues; vor Ort, beim Minenbau das Ende eines Ganges, wo der Mineur noch arbeitet.

Ort, in der Sprache des Mittelalters s. v. w. der vierte Teil (nach Lexer, weil die viereckigen Münzen durch ein Kreuz in vier Orte geteilt waren); daher im Münzwesen der vierte Teil einer Münze, vorzugsweise 1/4 Reichsthaler, 11/3 O. = 1 Mk. lübisch. Unter Ortskronen verstand man die dänischen und kaiserlichen Viertelkronen, unter Ortsthaler und Reichsort in einigen Gegenden Deutschlands die nach dem 20-Guldenfuß geprägten Viertelthalerstücke, unter Ortsgulden Viertelgulden, im Kanton Zürich die 10-Schillingstücke, Örtli oder Vierbätzler, unter Ortsgroschen das alte Mecklenburger 3-Pfennigstück, unter Ortspfennig (Brabanter O.) eine Rechnungs- und Kupfermünze in Lüttich, Brabant und Flandern, deren 160 nach jetzigem Geld 2 Mk. 10 Pf. betrugen, und die auch im Klevischen etc. unter dem Namen Ortjen kursierte. O. war in einigen Gegenden auch ein Flüssigkeitsmaß, = 1/4 Maß.

Ort eines Sterns, s. Astronomischer O.