Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Orne“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 452
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Orne. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 452. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Orne (Version vom 07.09.2021)

[452] Orne (spr. orn), 1) Fluß im nördlichen Frankreich, entsteht auf den Hügeln der Perche, westlich von Séez im Departement O., fließt nordwestlich durch dasselbe, dann nördlich durch das Departement Calvados, eins der herrlichsten Thäler der Normandie bildend, ist von Caen an durch einen Kanal schiffbar gemacht und mündet 18 km davon nach einem Gesamtlauf von 158 km in den Kanal La Manche. – Das nach dem Fluß genannte Departement, gebildet aus einem Teil der eigentlichen Normandie, aus dem Herzogtum Alençon und dem nördlichen Teil der Landschaft Perche, grenzt an die Departements Calvados (nördlich), Eure (nordöstlich), Eure-et-Loir (östlich), Sarthe und Mayenne (südlich), Manche (westlich) und umfaßt 6097 qkm (110,7 QM.). Das Land bildet eine Hochebene, welche in ihrer ganzen Länge von Osten nach W. von einer Hügelkette (Collines de Perche) durchschnitten wird, die das Stromgebiet der Loire von dem des Kanals La Manche scheidet, in ihrem höchsten Punkt 417 m erreicht und zahlreiche Zweige gegen N. und S. entsendet. Die bedeutendsten Flüsse sind: Eure mit Iton und Rille, die in die Seine, Touques, Dives und Orne, die in den Kanal, Sarthe mit Huisne und Mayenne mit Varenne, welche in die Loire münden. Einige kleine, rund geformte Seen sieht man für Krater erloschener Vulkane an. Die Bevölkerung belief sich 1886 auf 367,248 Bewohner und weist seit Jahren eine stetige Abnahme auf (seit 1861 um 56,102 Seelen). Der Boden ist im allgemeinen fruchtbar, der Landbau aber wenig vervollkommt. Vom Gesamtareal kommen auf Äcker 332,129, Wiesen 151,282, Wälder 85,507, Heiden und Weiden 10,151 Hektar. Hauptprodukte sind Getreide und zwar außer Weizen und Hafer besonders Gerste und Buchweizen, auch Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Hanf, Gemüse und sehr viel Obst, insbesondere Äpfel und Birnen zur Bereitung von Cider und Birnmost (jährlich über 1 Mill. hl). Der Weinstock gedeiht nicht. In den Waldungen gibt es noch viele Wölfe und Füchse, außerdem Hirsche, Rehe, wilde Schweine, Hasen und Kaninchen. Die trefflichen Weiden und Wiesen unterstützen die Viehzucht in hohem Grad; berühmt sind: die Pferde (63,266 Stück), das Rindvieh (195,346 Stück) und zwar sowohl Mastochsen als Milchkühe mit ihren Produkten, Butter und Käse (camembert), sodann Schweine und Gänse. Auch Fischerei und Bienenzucht werden stark betrieben. Das Mineralreich liefert Granit, sehr reinen Quarz (Diamanten von Alençon), Marmor und Kalkstein. Die hervorragendsten Zweige der Industrie sind: die Baumwollspinnerei und -Weberei (120,000 Spindeln, 3200 Kraft- und 3800 Handstühle), die Hanfspinnerei und Leinwandweberei, die Färberei und Bleicherei, ferner die Eisen- und Glasindustrie, die Fabrikation von Papier, Kerzen, Handschuhen etc. und die Gärtnerei. Die ehemals so berühmte Fabrikation von Spitzen (points d’Alençon) hat fast ganz aufgehört. Der Handel mit den Erzeugnissen des Bodens und der Industrie ist sehr schwunghaft; als Verkehrsmittel dienen ihm die das Departement durchschneidenden Eisenbahnlinien von Le Mans über Alençon nach Caen und von Paris über Argentan nach Granville, denen sich noch die Linien Alençon-Condé, Caen-Flers-Laval u. a. anschließen. Das Departement zerfällt in die vier Arrondissements: Alençon, Argentan, Domfront und Mortagne und hat Alençon zur Hauptstadt.

2) Linker Nebenfluß der Mosel, entspringt in Frankreich nördlich von Verdun, tritt bei Grand Moyeuvre nach Deutschland über und mündet oberhalb Hückingen; 86 km lang. In ihrem Thal befinden sich (auf deutschem Boden) große Eisenwerke.