Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Omer Pascha“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 388
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Omer Pascha. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 388. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Omer_Pascha (Version vom 07.09.2021)

[388] Omer Pascha, türk. General, ein Renegat, hieß ursprünglich Michael Latas, geb. 24. Nov. 1806 zu Plasky in dem kroatischen Militärgrenzland, wo sein Vater Verwaltungsleutnant des Oguliner Bezirks war, trat als Kadett in das Oguliner Grenzregiment, desertierte 1828, weil sein Vater kassiert wurde, trat zu Widdin in die Dienste des Wesirs Hussein Pascha und ward nach Annahme des Islam Erzieher von dessen Kindern. Mit Empfehlungen desselben ging er 1834 nach Konstantinopel, wo er eine Anstellung als Schreiber im Kriegsministerium fand. Bald darauf ward Omer Efendi, wie sich Latas jetzt nannte, zum Schreiblehrer des Prinzen und spätern Sultans Abd ul Medschid ausersehen und zugleich mit dem Rang eines Jüz Baschi (Kapitäns) in die türkische Armee aufgenommen. Rasch stieg er von Stufe zu Stufe, und schon 1839 erhielt er als Oberst das Kommando eines nach Syrien gegen Ibrahim Pascha beorderten Korps, mit dem er den weit überlegenen Feind bei Beksaya aufs Haupt schlug. 1842 ward er mit dem Militärgouvernement im Libanon betraut, mußte es aber wegen allzu vieler Klagen der Christen über die Härte des Renegaten gegen sie bald wieder niederlegen. 1843 machte er unter dem Oberbefehl Redschid Paschas den Feldzug in Albanien gegen den Rebellen Dschuleka mit, den er gefangen nahm, und 1846 erhielt er das Kommando gegen die aufständischen Kurden, welche er wieder unterwarf. Als 1848 die Unruhen in den Donaufürstentümern ausbrachen, besetzte er dieselben mit den Russen gemeinschaftlich und blieb als Militärgouverneur in Bukarest bis April 1850, worauf er einen Aufstand in Bosnien unterdrückte. 1853 eröffnete er, nunmehr zum Pascha ernannt, den Kampf gegen Rußland an der Donau, siegte 4. Nov. bei Oltenitza, entsetzte 1854 Silistria und zog in Bukarest ein. Hierauf mit 30,000 Türken nach der Krim beordert, kämpfte er mit vor Sebastopol und ward 1855 mit einem türkischen Korps nach Batum eingeschifft, um die bedrängte Festung Kars zu befreien; er kam indessen zu spät. Dann Gouverneur in Bagdad, fiel er 1859 wegen vielfacher Überschreitung seiner Amtsgewalt in Ungnade und ward nach Kursput verbannt. 1861 nach Konstantinopel zurückgerufen, erhielt er den Oberbefehl in der Herzegowina, wo er 1862 den Aufstand unterdrückte und mit Erfolg den Krieg gegen Montenegro führte. 1864 aber ward er zum Muschir oder Feldmarschall ernannt und an die Spitze des 3. Armeekorps in Monastir gestellt. 1867 wurde er nach Kreta zur Niederwerfung des dort entzündeten Aufstandes gesandt. Trotz der grausamen Strenge, mit der er zu Werke ging, gelang es ihm nicht, desselben Herr zu werden. Im Herbst 1867 kehrte er nach Konstantinopel zurück, lebte mit dem Titel eines Serdar Ekrem (Generalissimus) ohne dienstliche Stellung, war vorübergehend 1868 als Kriegsminister thätig u. starb 18. April 1871.