Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Omar“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 387
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Omar. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 387. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Omar (Version vom 14.04.2023)

[387] Omar, der zweite Kalif, geboren um 592 n. Chr. zu Mekka, ein Mann von gigantischer Gestalt, fabelhafter Kraft und großem Mut, war schon seit 618 Mohammeds Anhänger, begleitete ihn ins Exil nach Medina, zeichnete sich in den Kämpfen des Propheten gegen die Mekkaner, in denen er oft dessen weiße Fahne trug, namentlich in der Schlacht bei Ohod (625), durch seine Tapferkeit aus, bewirkte nach Mohammeds Tod 632 Abu Bekrs Wahl zum Kalifen und übte während der Regierung desselben großen Einfluß aus. Abu Bekr bestimmte ihn 634 zu seinem Nachfolger. O. zeichnete sich aus durch demütige Frömmigkeit, Sittenreinheit, gewissenhafte Pflichterfüllung; auch besaß er Einsicht und Thatkraft und hielt die Gesetze des neuen Glaubens mit einer oft an Härte grenzenden Strenge aufrecht; seinen eignen Sohn soll er wegen Weintrinkens haben zu Tode geißeln lassen. Er lebte in Medina, am Grab des Propheten, in größter Einfachheit von Gerstenbrot, Datteln oder Oliven und Wasser, während seine Feldherren Chalid und Amru große Reiche (Syrien, Persien, Ägypten) eroberten. Die ungeheure Beute aus deren Eroberungskriegen verteilte O. mit verschwenderischer Freigebigkeit an die Krieger. Er begründete das Kalifenreich, indem er die Verwaltung organisierte; auch führte er den Titel „Fürst der Rechtgläubigen“ ein sowie die Ära der Hedschra. 637 zog er in Jerusalem ein und befahl dort den Bau der nach ihm benannten Moschee. Gegen Juden und Christen zeigte er eine große Härte und belastete sie mit unerschwinglichen Steuern; als er einem christlichen Handwerker aus Kufa, Firuz, seine Bitte um Erleichterung derselben abschlug, ermordete ihn dieser 3. Nov. 644.