Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Oghams“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 341
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Oghams. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 341. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Oghams (Version vom 20.05.2021)

[341] Oghams, Name der Zeichen einer Geheimschrift der alten Iren und andrer keltischer Völkerstämme. Das Wort wird für ein Kompositum gehalten, aus ogh („heilig“) und uamh oder uaimh („Laut, Lautzeichen“) gebildet, und würde danach s. v. w. heilige Lautzeichen bedeuten. Das Alphabet dieses Schriftsystems heißt Bethluisnuin, nach den beiden ersten Buchstaben b = beithe („Birke“) und l = luis („Eberesche“). Man kennt gegen 80 verschiedene Formen desselben; das gewöhnlichste ist das folgende:

Konsonanten:
Vokale und Diphthonge:

Die Oghaminschriften beginnen von unten und werden aufwärts gelesen von der Linken zur Rechten bis zur Spitze, dann wenden sie sich nach einer andern Seite und gehen wieder nach unten. Die in Irland gefundenen O. stehen in Büchern, auf Steinen oder sind in Metall eingegraben. O. auf Stein sind vorwiegend im S. von Irland angetroffen worden, in Cork, Waterford; die betreffenden Steine tragen meist den Charakter von Grabsteinen an sich und enthalten sehr oft nur einen Eigennamen. Auch in einer alten Handschrift des Priscian, die dem Kloster zu St. Gallen gehörte, haben sich O. gefunden. Übrigens ist es sehr schwer, Inschriften dieser Art zu enträtseln, da man ihnen nicht sofort ansieht, welche von verschiedenen Arten, sie zu lesen, im gegebenen Fall die richtige ist. Auch gehen die Buchstaben ohne Unterbrechung fort, ohne Abgrenzung der einzelnen Wörter, und oft sind die keltischen Namen latinisiert und zwar so, daß die Urform nicht leicht erkennbar ist. Neuere Forschungen haben ergeben, daß diese Schriftart nicht vor Einführung des Christentums in Brauch gewesen ist; die Mehrzahl der Oghamsteine trägt Zeichen christlichen Ursprungs an sich und steht oft in christlichen Kirchhöfen. Die O. haben übrigens einige Ähnlichkeit mit den nordischen Runen, und eine alte irische Handschrift sagt sogar:

Hither was brought, in the sword sheath of Lochlan’s king,
The Ogham, across the sea. It was his own hand, that cut it.

Vgl. Stokes, Old Irish glossaries etc. (Lond. 1864); Brash, O. inscribed monuments of the Gaedhil (das. 1879); Ferguson, Ogham-inscriptions in Ireland, Wales and Scotland (Edinb. 1887).