Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Odēum“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 328
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Odēum. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 328. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Od%C4%93um (Version vom 25.01.2023)

[328] Odēum (griech. Odeion), ursprünglich jede zu musikalischen Wettkämpfen der Rhapsoden und Musiker gewählte Stätte; später insbesondere das Gebäude, welches man eigens zu diesem Zweck und zwar zuerst in Athen errichtete. Die Odeen waren im Äußern den Theatern, aus denen sie hervorgingen, ähnlich, nur viel kleiner, und bildeten mit einem kreisförmigen Dach versehene, auf Säulen ruhende Rotunden. Auch die innere Einrichtung unterschied sich nicht wesentlich von der der Theater; nur war die Bühne den akustischen Zwecken angemessen gebaut, wie denn z. B. die Bühne in drei unter stumpfen Winkeln aneinander stoßenden Wänden endigte. Das erste O. erbaute Perikles um 445 v. Chr. zu Athen (s. d., S. 998); zwei andre, prachtvollere ließ Herodes Atticus in der Nähe der Akropolis zu Athen (das prächtigste des Altertums) und zu Korinth errichten; ein viertes zu Paträ ward aus der Beute aufgeführt, welche die Einwohner von Paträ gemacht hatten, als sie den Ätoliern gegen die Gallier beistanden. Bald verbreiteten sich diese Odeen über ganz Griechenland und von da nach Rom, wo Domitian und andre Kaiser dergleichen erbauten. Außerhalb Rom war das zu Catana in Sizilien das berühmteste. In neuerer Zeit pflegt man mit dem Namen O. größere, der Musik, dem Theater und Tanz, überhaupt dem gesellschaftlichen Vergnügen gewidmete Gebäude zu benennen. Bekannt ist das Pariser Odéon, ein 1782 erbautes Theater, auch le second Théâtre Français genannt, weil es bis zur Einführung der Theaterfreiheit mit diesem das Privileg, klassische Stücke aufführen zu dürfen, teilte.