MKL1888:Ocker
[318] Ocker (Ocher), natürlich vorkommendes Eisenhydroxyd, gemengt mit mehr oder weniger Thon und Kalk und deshalb von hellerer oder dunklerer gelbbräunlicher Farbe. Man benutzt den O. als Farbstoff, indem man ihn, wie er gefunden wird, trocknen läßt, mahlt und siebt oder vorher durch Abschlämmen von beigemengtem Sand reinigt. Man gewinnt O. am Harz, in Bayern, im Siegenschen und in Österreich, in sehr schöner Qualität aber auch in England, Frankreich und Italien. Durch vorsichtiges Erhitzen wird seine Farbe feuriger. Je nach seiner Nüance unterscheidet man im Handel: Schöngelb, Kasseler Goldgelb, Chineser Gelb, Gelbocker, Lichtocker, Satinocker, Amberger Erde und Dunkelocker. Gewöhnliche Sorten heißen Gelberde (s. d.). Bei starkem Erhitzen verliert der O. sein Wasser, und es bleibt rotes Eisenoxyd zurück. Dieser gebrannte O. heißt auch Berliner Rot, Preußischrot, Nürnberger Rot, Hausrot, Braunrot. Roter O. findet sich bei Saalfeld, am Harz, in Böhmen; die beste Sorte ist die Sienaerde. Der O. wird als Wasser-, Öl- und Kalkfarbe benutzt; er ist sehr dauerhaft, deckt ziemlich gut, zersetzt keine andern Farben, ist billig und nicht giftig. Als Staubfarbe dient er zum Färben des sämischgaren Leders. Künstlichen O. erhält man durch Vermischen von Kalkmilch mit Eisenvitriollösung oder durch Fällen gemischter Lösungen von Alaun oder Zinkvitriol und Eisenvitriol mit Soda. Alle diese Niederschläge werden gut ausgewaschen und bleiben dann an der Luft liegen, bis sie gelb geworden sind. Die Präparate kommen zum Teil geglüht, je nach ihrer Nüance als Marsgelb, Marsorange, Marsbraun, in den Handel; sie sind sehr schön, dauerhaft und werden besonders in der feinern Malerei benutzt.
Ocker, Fluß und Dorf, s. Oker.