Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Oberalpen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 293
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Oberalpen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 293. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Oberalpen (Version vom 05.09.2021)

[293] Oberalpen (Hautes-Alpes), Departement im südöstlichen Frankreich, aus den Landschaften Briançonnais, Embrunais und Gapençais der ehemaligen Dauphiné sowie aus einem kleinen Teil der Provence gebildet, eins der ärmsten, am schwächsten bevölkerten und am höchsten gelegenen Departements, wird östlich durch die Hauptkette der Kottischen Alpen von Italien (Provinz Turin) getrennt, grenzt im übrigen nördlich an das Departement Savoyen, nordwestlich an Isère, westlich an Drôme und südlich an Niederalpen und umfaßt 5590 qkm (101,5 QM.). Das Land wird von den Kottischen Alpen (s. d.) durchzogen, welche sich in der Pelvouxgruppe (Les Ecrins) zu 4103 m erheben. Von den zahlreichen Pässen sind die wichtigsten der Briançon mit Susa verbindende Mont Genèvre (1860 m) und der von Briançon nach Grenoble führende Col de Lautaret (2075 m). Die Vorberge sind gut bewaldet und bieten treffliche Weiden dar; auch die Thäler sind fruchtbar. Unter den zahlreichen Flüssen, welche zur Zeit der Schneeschmelze sehr verheerend werden, sind die Durance mit Guil und Buech und der Drac (Nebenfluß der Isère) mit der Romanche die bedeutendsten. Das Klima bekundet die Alpennatur. In den Hochthälern bleibt der Schnee acht Monate lang liegen und hindert den Verkehr fast gänzlich. Der Frühling ist kühl und regnerisch, der Sommer dagegen glühend heiß, der Herbst schön und lang anhaltend. Die Bevölkerung beläuft sich (1886) auf 122,924 Seelen (kaum 22 auf 1 qkm). Von der gesamten Oberfläche kommen auf Äcker 91,443, Wiesen 85,317, Weinberge 5326, Wälder 140,098, Heide- und Weideland 76,563 Hektar. Das Land erzeugt in den Thälern, deren Fruchtbarkeit durch Bewässerungskanäle erhöht wird, Getreide (Weizen, dann Roggen und Hafer, zusammen kaum 700,000 hl), Kartoffeln, Hülsenfrüchte und Hanf, ferner Obst, besonders Walnüsse, und einen mittelmäßigen Wein (jährlich über 120,000 hl). Die Viehzucht erstreckt sich vorzugsweise auf Maultiere und Esel, Schweine, Schafe (222,702 Stück) und Ziegen; die Seidenzucht ergibt jährlich ca. 19,000 kg Kokons. Die Industrie ist im allgemeinen auf die Ortsbedürfnisse beschränkt; von Pelzwerk wird etwas nach Lyon ausgeführt. Der Bergbau liefert jährlich 6–7000 Ton. Anthracit sowie etwas Bleierz. Eisenbahnen führen vom Durancethal (Sisteron) in das Thal des Drac (nach Grenoble) und von dieser Linie über Gap ins obere Durancethal bis Briançon, von wo ein Anschluß an die Mont Cenis-Bahn geplant ist. Das Departement zerfällt in die drei Arrondissements: Briançon, Embrun und Gap und hat Gap zur Hauptstadt. Vgl. Ladoucette, Histoire, topographie, antiquités etc. des Hautes-Alpes (3. Aufl., Par. 1848); Roman, Dictionnaire topographique du département des Hautes-Alpes (das. 1884).