Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „O“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 290
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O. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 290. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:O (Version vom 20.05.2021)

[290] O, o, lat. O, o, im deutschen wie in den meisten andern abendländischen Alphabeten der 15., im lateinischen der 14. Buchstabe, nimmt der Aussprache nach eine Mittelstellung zwischen a und u ein und wird dadurch hervorgebracht, daß der hintere Teil der Zunge weniger emporgehoben wird, während die Mundöffnung eine gerundetere Gestalt annimmt, wie bei der Aussprache des u. Im Sanskrit kommt nur langes o vor, das immer aus au entstanden ist, gerade wie das französische au jetzt wie ô gesprochen wird. Ähnlich ist das kurze o in vielen Sprachen der Vertreter entweder eines ältern a oder u, z. B. in soll, engl. shall, in geholfen (althochd. gaholfan). In letzterm Beispiel liegt das durch die sogen. Brechung (s. d.) entstandene o vor. Je nachdem sich die Aussprache mehr dem hellern a oder dem dunklern u nähert, erhält das o eine verschiedene Färbung, daher z. B. im Englischen drei oder vier o unterschieden werden. Unser Schriftzeichen des O rührt aus dem Alphabet der Phöniker her, deren Aïn von den Griechen zur Bezeichnung des O-Lautes entnommen und an derselben Stelle ihres Alphabets eingesetzt wurde. Aïn heißt im Hebräischen und Phönikischen „Auge“, wie denn auch die ursprüngliche Form des phönikischen Buchstaben die rohe Form eines Auges darstellt. In späterer Zeit führten die Griechen noch ein zweites, durch Verschnörkelung aus dem o, nun Omikron („das kleine o“) genannt, gebildetes Zeichen ein, das sie Omega („das große o“) nannten und zur Bezeichnung des langen o verwendeten; in der Reihenfolge der griechischen Buchstaben nimmt das Omega die letzte Stelle ein. Das deutsche ö ist ein im Mittelalter aus o mit darüber geschriebenem e entstandenes Zeichen, das zunächst den Umlaut von o ausdrückt, z. B. in Hölzer von Holz, in manchen Fällen aber auch aus älterm e entstanden ist, z. B. in Hölle, früher Helle.

Abkürzungen.

O oder O: s. v. w. Osten; auf ältern französischen Münzen Zeichen der Münzstätte Riom; bei den alten Logikern Bezeichnung eines besonders verneinenden Satzes (vgl. Schluß); in Amerika amtliche Abkürzung für den Staat Ohio; in der Chemie Zeichen für Sauerstoff (Oxygenium).

ô im Handel = nichts; O/ im Wechselverkehr = Order.
O’ vor irischen Eigennamen = Sohn (z. B. O’Connell = Sohn des Connell).
O. oder Otto, bei naturwissenschaftl. Namen für F. Ch. Otto, gest. 1856 als Inspektor des botanischen Gartens in Berlin. „Allgemeine Gartenzeitung“ (1833–47).
O. A. M. D. G. = omnia ad majorem Dei gloriam (lat.), Alles zur größern Ehre Gottes.
O. F. = Odd Fellows (s. d.).
o. J., bei bibliograph. Angaben = ohne Jahr.
o. K., im Wechselverkehr = ohne Kosten.
ö. L. = östliche Länge (s. Länge).
o. O. = „ohne Ort“, d. h. ohne Angabe des Druckortes.
o. p., im englischen Buchhandel = out of print, vergriffen.
ö. W. = österreich. Währung.

O (magyar.), in zusammengesetzten Ortsnamen oft vorkommend, bedeutet „alt“.