Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Nestroy“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 66
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Nestroy. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 66. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Nestroy (Version vom 11.04.2021)

[66] Nestroy, Johann Nepomuk, Komiker und Possendichter, geb. 7. Dez. 1802 zu Wien, studierte die Rechte, wandte sich aber 1822, mit einer schönen Baßstimme ausgestattet, zur Bühne und debütierte 1821 am Hofoperntheater als Sarastro in der „Zauberflöte“ so glücklich, daß er sogleich ein Engagement erhielt. Nach zwei Jahren ging er als erster Bassist an das Theater zu Amsterdam, 1824 nach Brünn und 1826 nach Graz, wo er seine Thätigkeit bald ausschließlich auf das komische Fach beschränkte und besonders durch glückliches Extemporieren der Liebling des Publikums wurde. 1831 erhielt er ein Engagement für das Theater an der Wien zu Wien, und 1854 übernahm er das Carl-Theater. Er starb 25. Mai 1862 in Graz, wohin er sich das Jahr zuvor zurückgezogen hatte. N. war als Schauspieler ein origineller, derb humoristischer Charakterzeichner. Als Theaterdichter hatte er sich bereits 1827 in Graz versucht; in Wien trat er 1832 zuerst mit dem „Gefühlvollen Kerkermeister“, einer parodierenden Posse, dann mit „Nagerl und Handschuh“ hervor, welch letzteres Stück eine lange Reihe von Wiederholungen erlebte. Bald folgte „Zamperl“, eine Opernparodie, und nun hatte N. ein Ziel: er wandte sich mit derbem Realismus und der Karikatur gegen alle Tragik und Sentimentalität, daher auch namentlich gegen Raimund und seine Geisterwelt. Sein Erstlings- und Hauptwerk in dieser Richtung war die Posse „Der böse Geist Lumpacivagabundus“ (1833), die ihren Weg über alle Bühnen machte und sich bis jetzt auf dem Repertoire erhalten hat. Jetzt schritt N. mit originellen neuen Possenstücken, wie: „Eulenspiegel“, „Zu ebener Erde und im ersten Stock“, „Glück, Mißbrauch und Rückkehr“, „Die verhängnisvolle Faschingsnacht“, „Der Talisman“, „Mäd’l aus der Vorstadt“, „Tritsch-Tratsch“, „Einen Jux will er sich machen“ u. a., von Erfolg zu Erfolg. Von spätern Stücken sind „Der Zerrissene“, „Unverhofft“, „Der Unbedeutende“, „Nur Ruhe“, „Die Freiheit in Krähwinkel“ (1848), ferner die Parodie „Judith und Holofernes“, „Kampl“, „Weiß man’s denn?“, „Umsonst“ etc. (zumeist im „Wiener Theaterrepertoire“ abgedruckt) hervorzuheben. Vgl. „Aus N. Citate und Kernsprüche“ (3. Aufl., Wien 1885).


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 641
korrigiert
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[641] Nestroy, Johann Nepomuk, Komiker und Possendichter. Seine „Gesammelten Werke“ werden von Chiavacci und L. Ganghofer herausgegeben (Stuttg. 1890 ff., 12 Bde.).