Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Nerthus“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 5657
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Nerthus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 56–57. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Nerthus (Version vom 03.05.2021)

[56] Nerthus, eine german. Göttin, von Tacitus als „Mutter Erde“ bezeichnet, wahrscheinlich Stammgottheit der Ingävonen, ward von einer Anzahl norddeutscher Völker als Göttin verehrt und hatte auf einer Insel im Ozean (Nordsee?) einen heiligen Hain. Auf einem ihr geweihten Wagen hielt sie von Zeit zu Zeit Umzug bei den Völkern, die sie verehrten, und denen sie Frieden und Fruchtbarkeit brachte. Ehrerbietig folgte der Priester dem verhüllten, von zwei Kühen gezogenen Wagen. Dann waren frohe und festliche Tage, und aller Streit ruhte, bis der Priester die Göttin dem Heiligtum zurückgab. Darauf wurden Wagen und Gewänder in einem geheimen See gewaschen, [57] die Sklaven aber, welche dabei Dienste leisteten, vom See sofort verschlungen (vermutlich geopfert). Da man früher an der betreffenden Stelle des Tacitus Hertha (statt N.) las und Rügen für die Insel ihres Dienstes hielt, lokalisierte man dort von gelehrter Seite die Sage, was allerlei Fiktionen zur Folge hatte. Grimm und Simrock finden in N. Beziehung zu Njörd (s. d.). Vgl. Mannhardt, Wald- und Feldkulte (Berl. 1875–77, 2 Bde.).