Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Naxos“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 2223
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Naxos. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 22–23. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Naxos (Version vom 26.06.2023)

[22] Naxos (jetzt Naxia, vulgär Axia), Insel im Ägeischen Meer, die schönste und größte der Kykladen, 423 qkm (7,68 QM.) groß mit (1879) 14,880 Einw., von Paros nur durch eine schmale Meerenge getrennt, hat im O. steile Ufer, nach W. zu ebneres Land und wird von N. nach S. von einem im Oxia bis zu 1003 m ansteigenden Granitgebirge durchzogen. Die Insel ist gut bewässert und in ihren untern Teilen höchst fruchtbar. Hauptprodukte sind: Weizen, Gerste, Südfrüchte, Wein, Öl, Mastix, von Mineralien Marmor und namentlich Schmirgel (jetzt jährlich 21/5 Mill. kg). Merkwürdig ist eine antike, nur aus dem Rohen zugehauene, fast 10 m lange Kolossalstatue, welche noch jetzt unweit der Bruchstelle liegt. Die Hauptstadt N., auf der Nordwestküste, hat ein von den Venezianern erbautes Schloß, 20 Kirchen, 3 Klöster und einen Hafen, ist Sitz eines römisch-katholischen [23] Erzbischofs und eines griechisch-katholischen Bischofs und zählt (1879) 1871 (als Demos 2156) Einw. – In der ältesten Zeit hieß die Insel von ihrer Gestalt Strongyle (die Abgerundete), auch Dia und Dionysias und war durch den Mythus von Dionysos berühmt. Die ältesten Bewohner der Insel waren Karer, welche von den Ioniern verdrängt wurden. Dieselben gründeten auf N. einen mächtigen Staat, welcher eine Hegemonie über die Nachbarinseln ausübte. 536 v. Chr. geriet N. in einen Krieg mit Peisistratos von Athen, welcher es überwand und Lygdamis, den Führer der oligarchischen Partei auf N., als Tyrannen daselbst einsetzte. Schon 510 wurden jedoch die Aristokraten wieder verjagt, und die von denselben zu Hilfe gerufenen Perser mußten nach viermonatlicher Belagerung 501 unverrichteter Dinge wieder abziehen. Dafür verwüsteten dieselben 490 bei ihrem Zuge gegen Griechenland die Insel mit Feuer und Schwert. Nachdem die Naxier in der Schlacht von Salamis zu den Griechen übergegangen waren und dadurch die Freiheit von der persischen Oberherrschaft erlangt hatten, bildete N. ein Glied des Attischen Seebundes, war jedoch der erste der verbündeten Staaten, welcher der Bundespflicht nachzukommen sich weigerte, aber von Athen 466 unterworfen und als erobertes Land behandelt wurde. 376 besiegte der Athener Chabrias, welcher N. dem neuen Seebund mit Gewalt einverleiben wollte und es belagerte, dort die zum Ersatz herangekommene spartanische Flotte, worauf N. für kurze Zeit wieder dem Athenischen Seebund beitrat. Später war N. Makedonien, in der Diadochenzeit Ägypten unterthan, dann den Rhodiern, endlich den Römern. Im Mittelalter erhielt die Insel den Namen Naxia. Nach Errichtung des lateinischen Kaisertums in Konstantinopel eroberte sie 1207 der Venezianer Marco Sanudo nebst den andern Kykladen, und der lateinische Kaiser Heinrich erhob 1210 den Eroberer zum erblichen Herzog des Archipelagus, der sogen. Dodekanesos, und N. zum Sitz des Herzogtums. Als das Haus Sanudo 1362 ausstarb, erhielt der Gemahl der Tochter des letzten Herzogs, Johann dalle Carceri, Herr von Negroponte, das Herzogtum N. Von 1383 bis 1566 herrschten dort die Crispi. 1566 kam die Insel unter türkische Herrschaft. Sultan Selim II. erhob den portugiesischen Juden Jussuf Nassy zum Herzog von N. Nach der Erhebung Griechenlands wurde auch N. demselben einverleibt. Vgl. Grüter, De Naxo insula (Halle 1833); Curtius, Naxos; ein Vortrag (Berl. 1846); Dugit, De insula Naxo (Par. 1867).

Naxos, im Altertum Stadt auf der Ostküste von Sizilien, als die erste griechische Ansiedelung auf der Insel wahrscheinlich schon 735 v. Chr. von Chalkidiern gegründet, wurde bald so blühend, daß sie selbst wieder Kolonisten nach Leontini, Catana etc. aussenden konnte. Eine Zeitlang von Gela und Syrakus beherrscht, machte sie sich bald wieder frei, kämpfte als Verbündete der Leontiner und Athener gegen Syrakus und blühte, bis sie 403 von Dionysios eingenommen und zerstört wurde. Die vertriebenen Bewohner gründeten darauf (396) in der Nähe des alten N. die Stadt Tauromenion (jetzt Taormina).