Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Myrtaceen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 954955
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Myrtaceen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 954–955. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Myrtaceen (Version vom 15.09.2022)

[954] Myrtaceen, dikotyle Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Myrtifloren, meist Bäume und Sträucher mit immergrünen Blättern und vollständigen, regelmäßigen, bald einzeln achselständigen, bald in Ähren, Trugdolden, Rispen oder Köpfen stehenden Blüten. Der Kelch bildet oberhalb des Fruchtknotens einen vier-, fünf- oder auch vielspaltigen Saum, dessen Abschnitte stehen bleiben oder abfallen und klappige Knospenlage haben, oder der Saum ist ganz und geschlossen, vor dem Aufblühen deckelartig sich ablösend. Die Blumenblätter stehen abwechselnd und in der gleichen Anzahl mit den Kelchabschnitten auf einem im Schlunde des Kelchs befindlichen Discus. Die zahlreichen, meist durch Spaltung aus vier oder acht Grundanlagen hervorgegangenen Staubgefäße entspringen ebendaselbst und sind alle fruchtbar oder zum Teil steril; die Staubfäden sind entweder frei, oder nur am Grund etwas verbunden, oder in Bündel, welche den Blumenblättern gegenüberstehen, oder zu einem becherförmigen Körper verwachsen. Der unterständige oder halbunterständige, mit einem fleischigen Discus bedeckte Fruchtknoten ist entweder einfächerig und hat dann eine oder mehrere grundständige Samenknospen, oder er ist zwei- bis mehrfächerig und enthält dann im Innenwinkel der Fächer meist zahlreiche Samenknospen. Der Griffel ist endständig, einfach, an der Spitze bisweilen bärtig, die Narbe endständig, ungeteilt. Die gewöhnlich vom Kelchsaum gekrönte Frucht ist entweder einfächerig und einsamig oder zwei- bis vielfächerig und dann kapsel-, seltener beerenartig. Die eckigen, runden oder zusammengedrückten Samen haben eine krustige oder häutige Schale, kein Endosperm und einen geraden [955] oder gekrümmten oder spiralig gerollten Keimling mit meist kurzen Kotyledonen und dickem Würzelchen. Die aus ca. 1800 Arten bestehende Familie der M. besteht zum größten Teil aus tropischen Gewächsen, nur wenige kommen außerhalb der Wendekreise vor; die meisten besitzt Australien und das tropische Amerika. Vgl. Berg, Myrtaceae, in Martius’ „Flora brasiliensis“, Bd. 14. Als Gewürz finden die Blütenknospen des auf den Molukken einheimischen Gewürznelkenbaums (Caryophyllus aromaticus) sowie der „Nelkenpfeffer“ von Pimenta officinalis aus Westindien Anwendung. Eßbar sind die als „Paránüsse“ bekannten Samen der südamerikanischen Bertholletia excelsa sowie die Früchte verschiedener tropischer Gattungen und des südeuropäischen Granatbaums (Punica Granatum). Offizinelle Anwendung macht man von dem Öl mancher Melaleuca-Arten (Kajeputöl) sowie von der Wurzel des Granatbaums. Neuerdings wird der australische Fieberrindenbaum (Eucalyptus globulus) in fieberreichen warmen Ländern mit Erfolg gegen Malaria angewendet; Anpflanzungen desselben in größerm Maßstab werden als sanitäres Schutzmittel empfohlen. Eine Anzahl von M. findet sich fossil in Kreide- und Tertiärschichten, besonders aus den Gattungen: Myrtus, Eucalyptus, Metrosideros und Eugenia.