MKL1888:Moorfunde
[788] Moorfunde, im Moor gefundene prähistorische Gegenstände, zeigen eine eigentümliche Art der Erhaltung: die Bronzen sind, je feuchter das Moor ist, desto weniger patiniert, und zwar ist die Moorpatina der Bronze nicht grün, sondern braun; Eisen dagegen wird entweder gänzlich zerstört, oder mit einer schwärzlichen Kruste überzogen, Feuerstein wird weiß; Holz, Horn und andre organische Substanzen, ja sogar ganze menschliche Körper (Moorleichen) sind meist vortrefflich in ihren Formen erhalten, solange sie noch feucht sind, verlieren jedoch namentlich bei schnellem Austrocknen gänzlich ihr Ansehen und zerfallen. Man muß sie deshalb vor Austrocknung schützen und zur weitern Konservierung in Alaunlösung kochen oder mit einem Gemenge von gleichen Teilen Petroleum und Leinölfirnis tränken. Der bei verschiedenen Völkern üblichen Sitte, durch Versenken in Seen und Quellen den Göttern Gegenstände zu weihen, ist es zu danken, daß eine große Anzahl und zwar der durch Schönheit und Zahl der Gegenstände hervorragendsten Funde uns erhalten worden sind. Namentlich reich waren die großen M. Dänemarks und Schleswigs, besonders der Fund von Nydam in Schleswig, wo ein großes, über 20 m langes Ruderboot, mit Waffen und Geräten angefüllt, entdeckt wurde. Dasselbe befindet sich im Museum zu Kiel. Die letztgenannten Funde gehörten dem 3.–5. Jahrh. n. Chr. an, jedoch reichen M. bis in die ältere Metallzeit zurück. Einzelne M. deuten darauf, daß man auch in isolierten kleinen Tümpeln, welche jetzt voll Moor oder Moder sind (Moderlöcher), Verstorbene beisetzte; indessen scheinen die sehr selten gefundenen sogen. Moorleichen Personen anzugehören, welche im Moor verunglückten.