Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Milētos“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 614
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Milētos. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 614. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mil%C4%93tos (Version vom 20.01.2023)

[614] Milētos (Milēt), im Altertum berühmte Stadt an der karischen Küste in Kleinasien, am Latmischen Meerbusen südlich von der Mündung des Mäander, wurde, durch diese Lage begünstigt, als Kolonie der Ionier unter Neleus, welcher M. den Kariern entriß, bald eine blühende See- und Handelsstadt, deren Schiffe das ganze Mittelmeer durchsegelten, hauptsächlich aber nach dem Pontus Euxinus fuhren, an dessen Küste M. über 70 Kolonien anlegte. Ferner ist M. berühmt als die Vaterstadt der Philosophen Thales, Anaximandros und Anaximenes und des Logographen Hekatäos. Mit der Eroberung durch die Perser (494 v. Chr.) begann M.’ Blüte zu sinken, und durch Alexander wurde sie vollends vernichtet. Jetzt ist durch die Alluvionen des Mäander das Ufer gänzlich verändert. Die Milesier dienten den Alten zur sprichwörtlichen Bezeichnung verkommener Glückskinder. Reste beim heutigen Palatia. Vgl. Rayet u. Thomas, M. et le golfe Latmique (Par. 1877 ff.).