Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mignet“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 596
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Mignet. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 596. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mignet (Version vom 26.08.2021)

[596] Mignet (spr. minjä́), François Auguste Alexis, ausgezeichneter franz. Geschichtschreiber, geb. 8. Mai 1796 zu Aix, studierte mit seinem Freunde Thiers daselbst die Rechte und wurde 1818 Advokat. Der Erfolg seiner Preisschrift „De l’état du gouvernement de saint Louis et des institutions de ce prince“ (Par. 1822), die gekrönt ward, bestimmte ihn, sich der Litteratur zu widmen. Er wandte sich 1821 nach Paris und beteiligte sich bei der Redaktion des liberalen Oppositionsblattes „Courrier français“, bis er 1830 zu dem von Thiers neugegründeten „National“ überging. Gleichzeitig hielt er geschichtliche Vorlesungen am Athénée und schrieb seine berühmte „Histoire de la révolution française“ (Par. 1824, 2 Bde.; 13. Aufl. 1880; deutsch von Burckhardt, Leipz. 1842, 2 Bde.; von Köhler, das. 1873), worin er in glänzender Sprache, jedoch nicht frei von Tendenz, den ursachlichen Zusammenhang der einzelnen Revolutionsereignisse entwickelte. Nach der Julirevolution, bei der er durch Teilnahme an dem Protest der liberalen Journalisten thätig war, erhielt er den Titel eines Staatsrats und wurde Direktor des ungemein reichhaltigen und wichtigen Archivs im Ministerium des Auswärtigen. 1832–35 war er Mitglied der Kammer. Bei der Gründung der fünften Klasse des Instituts der Akademie (Académie des sciences morales et politiques) 1832 ward er zum Mitglied derselben und später zu ihrem Sekretär, 1836 aber zum Mitglied der französischen Akademie ernannt. Die geistreichen Gedächtnisreden, die er als Sekretär der fünften Klasse des Instituts gehalten hat, sowie einige kürzere Aufsätze finden sich in den „Notices et mémoires historiques“ (Par. 1843, 2 Bde.; 3. Aufl. 1854; deutsch von Stolz, Leipz. 1843, 2 Bde.) und den „Nouveaux éloges historiques“ (1877) gesammelt. Als Mitglied des unter Guizots Ministerium gegründeten historischen Komitees gab M. das vortreffliche Werk „Négociations relatives à la succession d’Espagne“ (Par. 1836–44, 4 Bde.) heraus. Die Februarrevolution beraubte ihn seiner Stelle im Ministerium und im Staatsrat, und nach dem 2. Dez. 1851 verzichtete er auch auf den Titel des Vorsitzenden des historischen Ausschusses. Er starb 24. März 1884 in Paris. Noch ist von seinen Werken hervorzuheben: „Antonio Perez et Philippe II“ (Par. 1845, 5. Aufl. 1881; deutsch von Birch, Stuttg. 1844); „Charles-Quint, son abdication, son séjour et sa mort au monastère de Yuste“ (Par. 1854, 10. Aufl. 1882); „Histoire de Marie Stuart“ (das. 1850, 2 Bde.; 6. Aufl. 1884; deutsch von Bülau, Leipz. 1852); „Rivalité de François I et de Charles-Quint“ (Par. 1875, 2 Bde.; 2. Aufl. 1876) und „Études historiques“ (5. Aufl. 1884). Vgl. Trefort, M. und seine Werke (Budapest 1885).