Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Meyendorf“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 569
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Meyendorf. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 569. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Meyendorf (Version vom 25.08.2021)

[569] Meyendorf, Freiherren von, ein in den russ. Ostseeprovinzen ansässiges, ursprünglich aus Sachsen stammendes Adelsgeschlecht, dessen erstes bekanntes Mitglied, Konrad von M., um 1200 mit den Schwertrittern nach Livland kam. Die hervorragendsten Glieder des Geschlechts sind:

1) Georg, Freiherr von, Sohn des russ. Kavalleriegenerals Kasimir von M., geb. 1790, machte sich namentlich durch seine Reise von Orenburg nach Bochara, welche er 1820 als Hauptmann im Generalstab ausführte und in „Voyage d’Orenbourg à Boukhara fait en 1820“ (Par. 1826; deutsch von Scheidler, Jena 1826) beschrieb, bekannt. Während des polnischen Revolutionskriegs 1831 kommandierte er das Kürassierregiment Prinz Albrecht von Preußen, mit dem er in der Schlacht von Grochow einen glänzenden Angriff machte, wurde nach der Eroberung Warschaus Generalmajor, dann Generaladjutant des Kaisers, 1843 Generalleutnant, 1852 Chef des kaiserlichen Marstalls und 1855 Oberstallmeister und Präsident des Hofstallamts. Er starb 1863.

2) Alexander, Freiherr von, Bruder des vorigen, geb. 1792, ward 1839 russischer Wirklicher Staatsrat und begleitete 1840 und 1841 Murchison und Verneuil auf ihrer geognostischen Reise durch den Norden Rußlands. Als Präsident der Handelskammer in Moskau hat er sich um die Hebung des russischen Handels und Gewerbfleißes verdient gemacht. Namentlich verdanken die großen russischen Fabrikschulen ihm ihre Entstehung. Mit Paul Sinowjew gab er 1842 zu Petersburg in russischer Sprache und 1844 zu Berlin in deutscher Übersetzung eine industrielle Karte des russischen Reichs heraus. 1851 wurde er dem Statthalter Fürsten Woronzow zur Leitung des Handels und der industriellen Angelegenheiten Transkaukasiens beigegeben und im März 1853 zum Geheimrat ernannt. Er wurde Mitglied des Reichstags und starb 25. Jan. 1865 in Petersburg.

3) Peter, Freiherr von, Bruder des vorigen, geb. 5. Aug. 1796, machte die Feldzüge von 1812 und 1813 gegen Napoleon I. mit, widmete sich sodann der diplomatischen Laufbahn und ward 1820 Chargé d’affaires im Haag, später Legationssekretär in Madrid, 1828 Gesandtschaftsrat in Wien, 1832 Gesandter in Stuttgart und 1839 in Berlin. Im August 1850 ward er als russischer Botschafter nach Wien gesandt, um in den Verwickelungen zwischen Preußen und Österreich eine Vermittlerrolle zu übernehmen, und beteiligte sich in dieser Stellung an den Olmützer Konferenzen von 1851 und 1853. Im Juni 1854 von Wien abberufen, trat er in Petersburg als Reichsrat in das Departement für Staatswirtschaft und ward 1857 zugleich Obersthofmeister und Direktor des kaiserlichen Privatkabinetts. Er starb 19. März 1863. M. war ein ausgezeichneter Geolog, dessen Sammlung in den Besitz seines Bruders Alexander überging.