MKL1888:Metallzeit
[525] Metallzeit (hierzu die Tafeln „Kultur der Metallzeit I und II“), die zweite große Hauptabteilung der Prähistorie. Während in der der M. vorausgehenden Steinzeit Metall noch völlig unbekannt war, tritt dasselbe in der M. unter den Geräten, Werkzeugen und Waffen unsrer Vorfahren auf, jedoch so, daß steinerne Geräte, Werkzeuge und Waffen noch längere Zeit neben den metallenen Verwendung finden. Der Zeitpunkt des Ersatzes von Stein, Knochen etc. durch Metall war bei verschiedenen Völkern ein sehr verschiedener. Während z. B. in Ägypten und Mesopotamien der Anfang der M. um Jahrtausende hinter den Beginn unsrer Zeitrechnung zu verlegen ist, befinden sich einzelne Naturvölker (Eingeborne Australiens, gewisse Südseeinsulaner etc.) noch jetzt in der Steinzeit. Edelmetalle, besonders Gold, sind dem Menschen schon sehr frühzeitig bekannt geworden, konnten aber, da sie lediglich zu Schmuck verwendet wurden, für die Entwickelung desselben nicht viel leisten; dagegen bezeichnet die Benutzung von Eisen, Kupfer, Bronze zur Herstellung von Geräten und Werkzeugen insofern einen höchst wichtigen Kulturfortschritt, als durch dieselbe die Entwickelung und Vervollkommnung von Gewerben und Künsten in hohem Grad gefördert wurde. Über die Frage, welchem von den genannten Metallen die Anciennität zukomme, ist noch nicht mit Sicherheit entschieden. Um die Mitte der 30er Jahre unsers Jahrhunderts wurde durch Danneil in Salzwedel und durch Lisch in Schwerin die Ansicht ausgesprochen, daß sich unsre nationalen Altertümer vorgeschichtlicher Zeit in drei große streng geschiedene Gruppen abteilen ließen, deren bestimmende Merkmale in dem verschiedenen Material der Waffen und Werkzeuge aus Stein, Bronze und Eisen zu erkennen seien, und in Übereinstimmung mit diesen Anschauungen stellten bald darauf skandinavische Forscher (an ihrer Spitze der Däne Thomsen) das Dreiperiodensystem auf, wonach auf die Steinzeit eine Bronzezeit und auf diese das Zeitalter des Eisens gefolgt sein soll. Im Gegensatz zu dieser Theorie, welche von der Mehrzahl der skandinavischen und britischen Forscher und auch von einzelnen deutschen Gelehrten noch jetzt aufrecht erhalten wird, hat sich in den letzten Jahren die Ansicht Geltung verschafft, daß nicht sowohl das Material der Geräte, Werkzeuge und Waffen als vielmehr die Stilform für die chronologische Einteilung der M. in verschiedene Perioden sowie für die Feststellung des Ursprungs der Metallgeräte der Vorzeit ausschlaggebend ist. Nach Lindenschmit wären alle in Nord- und Mitteleuropa aufgefundenen prähistorischen Bronzen als aus den Mittelmeerländern stammende Exportartikel oder als rohe Nachahmungen von eingeführten Metallobjekten, bez. als in eingeführten Gußformen hergestellte Objekte zu betrachten, und die vorgeschichtliche Bronzekultur Nord- u. Mitteleuropas wäre im Grund nichts andres als eine Periode gesteigerten Verkehrs des Handels und der Industrie der Mittelmeervölker; doch ist diese Ansicht nach den neuern Untersuchungen nicht mehr haltbar. Anderseits berechtigt die Thatsache, daß in der Schweiz, in Skandinavien, in einzelnen Gegenden Norddeutschlands etc. auf die Steinzeit unmittelbar eine Periode gefolgt ist, in welcher Bronze das vorherrschende Metall war, nicht zu dem Schluß, daß überall der Gebrauch der Bronze demjenigen des Eisens vorausgegangen ist; vielmehr steht fest, daß die lokalen Verhältnisse auf die Entwickelung der Metallkultur einen bestimmenden Einfluß ausgeübt haben, daß in Ländern, wo gediegenes Kupfer und Kupfererze häufig vorkommen, der Mensch zuerst auf die Benutzung dieses Metalls verfiel, daß dagegen da, wo Eisenerze mit Ausschluß von gediegenem Kupfer und Kupfererzen sich vorfinden, zuerst Eisen zur Verwendung kam. Beck betont die weite Verbreitung der Eisenerze und die verhältnismäßig einfache Gewinnung des Eisens, wogegen die Bronzeindustrie die Kenntnis des Kupferausbringens, des Zinnschmelzens und der Kunst des Formens und Gießens voraussetzt und die Zinnerze nur an wenigen von den Kulturzentren der Alten Welt weit entlegenen und für den vorgeschichtlichen Menschen schwer erreichbaren Lokalitäten angetroffen werden. Auch beweist das Nichtvorkommen von Eisen an irgend einer Fundstätte keineswegs, daß es nie vorhanden gewesen ist. Denn das Eisen wird durch Rost verhältnismäßig schnell zerstört und erhält sich nur unter exzeptionellen Bedingungen im Erdboden, während Bronze sehr widerstandsfähig ist. Auch gab man wohl lieber den Toten die goldschimmernde, wertvolle Bronze mit ins Grab als das minder wertvolle, unansehnliche Eisen.
Daß die Erfindung der Bronze an vielen Punkten der Erde zu gleicher Zeit gemacht wurde, ist in anbetracht ihrer Herstellung unwahrscheinlich. Vielmehr gab es wohl nur wenige Erfindungszentren, vielleicht ursprünglich nur ein einziges, von wo aus der Gebrauch der Legierung sich allmählich über den Erdball verbreitet hat. Dem entsprechend zeigen die prähistorischen Bronzen im allgemeinen gleiche Zusammensetzung. Waffenbronze, bei der es besonders auf Härte ankommt, besteht fast stets aus 88–90 Teilen Kupfer und 10–12 Teilen Zinn; die häufig vorhandenen Beimengungen von Blei, Arsen und Nickel sind auf zufällige Unreinheit des verwendeten Kupfers und Zinns zurückzuführen. Beim Bronzeguß benutzte man ein Modell aus Holz oder einer andern harten Substanz und eine zweiteilige Form in Sand oder Thon, oder ein Wachsmodell, welches mit Lehm umgeben und nach dem Trocknen des letztern geschmolzen wurde. Was das Eisen anlangt, so dürften die meisten Völker selbständig zur Herstellung und Verarbeitung desselben gelangt sein, da bei zahlreichen auf niedriger Kulturstufe stehenden Völkern eine Eisenindustrie angetroffen wird, die schwerlich von außen eingeführt wurde.
Kupfer hat wohl in keinem Land in prähistorischer Zeit so allgemeine Verwendung gefunden wie in Nordamerika, wo es außerordentlich häufig gediegen angetroffen wird. Eine bedeutende Rolle hat das Kupfer in früher prähistorischer Zeit bei den Ägyptern gespielt; bereits unter den letzten Königen der 3. Dynastie war das auf der Sinaihalbinsel gelegene Kupferbergwerk Wadi-Meghara in Betrieb. Anderseits
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Kultur der Metallzeit I (ältere Periode). |
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[1] Eisenschwert mit Elfenbeinknauf. [2–3] Bronzeschwerter. [4] Eisendolch mit Bronzescheide. [5] Eisendolch mit Bronzegriff. [6] Eiserne Lanzenspitze. [7] Bronze-Lanzenspitze. [8] Bronze-Ortband einer Schwertscheide. [9] Bronzecelt. [10] Bronze-Hohlcelt. [11] Eisen-Flachcelt. [12] Bronzedolch mit Scheide. [13–14] Bronze-Paalstäbe [13] (Gelp a. Niederrhein.) [14] (Ülzen.) [15] Hohlceltschäftung. [16] Flachceltschäftung. [17] Paalstabschäftung. [18] Bronze-Flachcelt. (Lemmersdorf.) [19] Bronze-Hohlcelt. (Schwachenwalde.) [20] Bronze-Axt. (Regensburg.) [21] Bronze-Axt. (Schmarsow.) [22] Kommando-Axt, Bronze. (Schmöckwitz.) [23–27] Bronzeschwerter. [23] (Schweiz.) [24–25] (Stöllen.) [26–27] (Sylt.) [28–30] Gräber von Hallstatt. [28] Doppelgrab mit Skelett und teilweiser Verbrennung. [29] a, b. Brandgrab. [30] Skelettgrab. [31] Bronze-Eimer, Ciste. [32] Bronzegefäß. [33] Bronzehelm. [34] Bronze-Fibel. [35] Bronzekessel, Situla. [36] Bronzebecken. [37] Bronze-Fibeln. [38] Bronze-Fibel. [39] Bronze-Halsschmuck. (Kallies, Pommern.) [40] Bronze-Fibeln. [41–42] Bronze-Halsschmuck. [41] (Lemmersdorf.) [42] (Rügen.) [43–45] Bronze-Armschuck. [43] (Stannowitz.) [44] (Sallenthin.) [45] (Mecklenburg.) [46–47] Bronze-Fibeln. [46] (Frankfurt a. O.) [47] (Oranienburg.) Alle Gegenstände ohne Angabe des Fundorts stammen aus Hallstatt. |
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Kultur der Metallzeit II (jüngere Periode). |
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[1–6] Eiserne Lanzenspitzen, Schwerter etc. aus der La Tène-Periode. [1] Eiserne Schwerter. (Marin.) [1a Detail] [2] Eiserne Lanzenspitzen. (Marin.) [3] Eiserne Äxte, Messer und Gürtelhaken. (Marin.) [4] Eiserne Fibeln. (Marin.) [5] Bronzene Gürtelhaken. (Brandenburg.) [6] Eiserne Gürtelhaken. (Brandenburg.) [7] Bronzehalsring. (La Tène-Periode.) (Unterifflingen.) [8] Bronzehalsring. (La Tène-Periode.) (Vogesen.) [9] Römischer Halsring. (Häven, Mecklenburg.) [10] Bronzegefäß. (La Tène-Periode.) (Münsterwalde.) [11] Römisches Bronzegefäß. (Häven, Mecklenburg.) [12] Fränkischer Holzeimer. (Rheinhessen.) [13] Dänischer Grabhügel mit Aschenurne. [14] Schild. (Römische Zeit.) [15] Holzschild. (Römische Zeit.) [16] Schild. (La Tène-Periode.) [17] Fränkische Streitäxte. [18] Schildbuckel. (Römische Zeit.) (Deutschland und Skandinavien.) [19] Schildbuckel. (La Tène-Periode.) [20] Waffen aus römischer Zeit. Waffen aus fränkischer Zeit. (Deutschland und Nordwesteuropa.) [21] Römische Fibeln. (Deutschland.) [22] Fränkische und nordische Fibel. (Deutschland und Skandinavien.) |
[526] war die Bronze, die später für das Pharaonenland so wichtig wurde, damals noch nicht bekannt, sondern wurde wahrscheinlich erst unter der 12. oder gar erst unter der 18. Dynastie durch den Handel daselbst eingeführt. Auf keinen Fall war Bronze eine ägyptische Erfindung, denn in der Hieroglyphenschrift fehlt eine Bezeichnung für Zinn, und Zinnerze wurden in Ägypten und seinen Nachbarländern nicht angetroffen; auch unter den Listen der Metalle, welche die Ägypter als Tribut bezogen oder als Kriegsbeute errungen, wird Zinn nicht aufgezählt. Eisen wurde zum Teil im Land, bez. aus den im Erythräischen Gebirge und auf der Sinaihalbinsel gelegenen Bergwerken gewonnen, zum Teil aus dem heutigen Sudân und aus Asien eingeführt. Auch deuten gewisse ägyptische Aufzeichnungen und bildliche Darstellungen darauf hin, daß die im Altertum als „Äthiopien“ bezeichneten Gebiete, insbesondere die sudânischen Provinzen Kordofan und Dar Fur, die wir als einen der ältesten Sitze der Eisenkultur betrachten müssen, auf die frühste Metallkultur Ägyptens einen bedeutenden Einfluß ausgeübt haben. Jedenfalls beweisen gewisse Funde, daß die Eisenkultur in Ägypten mindestens so alt ist wie die um 3000 v. Chr. erbaute Cheopspyramide. Da anderseits bereits unter den ersten Königen der 4. Dynastie großartige Bauten errichtet wurden, deren harte Gesteine wohl nicht ohne Benutzung von Stahlmeißeln bearbeitet werden konnten, so ist der Beginn der ägyptischen Eisenkultur in noch weit frühere Zeit zurückzuverlegen, wie denn auch die aus der Zeit der 4. Dynastie stammenden bildlichen Darstellungen der Gräberbauten eiserne Pflugschare, eiserne Sägen und andre Werkzeuge, das stählerne Sichelschwert und andre Waffen durch ihre blaue Farbe deutlich erkennen lassen.
In Asien ist das Stromgebiet des Euphrat u. Tigris Sitz einer uralten Metallkultur. In diesen Gebieten waren um 4000 v. Chr. die Sumerier und die Akkadier, zwei Völker, die wahrscheinlich der großen altaischen Völkerfamilie angehörten, die Begründer der babylonischen Kultur und die Erfinder der Keilschrift, ansässig. Schon um 3000 sind jedoch eingewanderte semitische Stämme vollständig im Besitz dieser Länder, und bereits unter den alten Herrschern von Elam und Babylon werden zahlreiche und großartige Bauten errichtet und kostbare Götterbilder hergestellt, was auf eine schon in jener Zeit hoch entwickelte Metallkultur schließen läßt. In den Trümmern von Ninive fand Layard Reste einer ansehnlichen Eisenindustrie, während in den ältesten Trümmerstätten des südlichen Mesopotamien Kupfer und Bronze sich besonders häufig finden. Den Einfluß der babylonischen Metallindustrie auf die Kulturentwickelung Kleinasiens und Griechenlands lassen Schliemanns Ausgrabungen zu Hissarlik und Mykenä deutlich erkennen. Während einerseits die Hittiter die ägyptische wie die babylonische Metallkultur nach Kleinasien hin vermittelten, brachten sie die Phöniker den damals noch in der Steinzeit lebenden Bewohnern von Hellas und den westlich wohnenden, ebenfalls noch in Unkultur befindlichen Mittelmeervölkern. Wahrscheinlich existierte nun aber im Norden Asiens (Südsibirien) ein zweites Zentrum der Metallkultur, und von diesem aus wurden den Bewohnern Mittel- und Nordeuropas auf Handelsstraßen nördlich vom Schwarzen Meer die Erzeugnisse der Bronzeindustrie zugeführt. Zu gunsten dieser Anschauung spricht vor allem der Umstand, daß eine der typischsten[WS 2] Formen der nordischen Bronzezeit, der eigentliche Bronzecelt (Taf. I), in Kleinasien, in Griechenland sowie im Kaukasus gänzlich fehlt. Auch weist die sibirische (altaisch-ugrische) Gruppe alter Bronzen nach Sophus Müller eine so überraschende Ähnlichkeit, stellenweise sogar eine Identität mit den Bronzen Nordeuropas auf, daß der direkte Bezug eines großen Teils der letztern aus Nordasien hierdurch an und für sich schon gesichert ist. Ferner spricht zu gunsten der besagten Annahme, daß in jenen zwischenliegenden Ländern, welche von dem aus Nordasien nach Nordeuropa sich ergießenden Kulturstrom berührt wurden, identische Formen angetroffen werden, daß z. B. die asiatische Bronzesichel in Niederösterreich, andre Erzeugnisse der nordasiatischen Bronzekultur in Ungarn sich finden, während anderseits der flache Bronzemeißel mit spitz auslaufender Bahn über ganz Europa verbreitet angetroffen wird und der kleine Celt (Hohlcelt, Tafel I) mit einer oder zwei Ösen ein Verbreitungsgebiet aufweist, welches sich von China und Japan im Osten westlich bis ans Atlantische Meer erstreckt. Was ferner den Ursprung des nordasiatischen und des südasiatischen Metallkulturzentrums anlangt, so hält S. Müller die nördliche Bronzegruppe für eine Ausstrahlung nach einer Richtung, die babylonisch-ägyptische für eine Ausstrahlung nach andrer Richtung von einem ehedem vermutlich im Südosten Asiens gelegenen gemeinschaftlichen Zentrum der Bronzekultur. Auch wird dieses vielleicht den ursprünglichen Sitz der Erfindung bezeichnende Zentrum mit den zuvor erwähnten Sumero-Akkadiern, die wahrscheinlich von Osten her in das Zweistromland eingewandert sind, und der von ihnen lange vor Begründung der babylonisch-assyrischen Reiche geschaffenen Kultur in Verbindung gebracht. Neben der asiatischen Bronzekultur hat sich in vielen asiatischen Gebieten noch eine besondere Eisenkultur und Eisenindustrie entwickelt. Eisen wird in den Wedas als ein ganz gewöhnlicher Gegenstand erwähnt, und für die hohe Stufe der Eisenindustrie im vorgeschichtlichen Indien spricht die berühmte Lâhtsäule zu Dehli wie der ausgedehnte Handel, der nach den Mitteilungen des Periplus in vor- und frühgeschichtlicher Zeit zwischen Indien, den Küsten Arabiens und des Roten Meers betrieben wurde, bei dem indischer Stahl einen der wichtigsten Handelsartikel bildete. Berühmt waren auch in früh- und vorgeschichtlicher Zeit die Stahlschmiede Persiens und die von ihnen verfertigten Schwerter, während die Israeliten zwar das Eisen selbst bearbeiteten, dagegen die Bronze von den benachbarten Phönikern (Anfertigung der Gefäße für den Tempel Salomos durch Hiram von Tyros) bezogen. Als ausgezeichnete Stahlschmiede waren auch die an der kleinasiatischen Küste des Schwarzen Meers ansässigen Chalyber bekannt.
Ob und wie weit die aus Asien nach Europa eingewanderten Arier zur Zeit ihrer Ansiedelung in den jetzt von ihnen bewohnten Ländern den Gebrauch von Metallen gekannt haben, erscheint noch ungewiß. Während hervorragende Anthropologen glauben, daß die arischen Stämme bei ihrer Einwanderung in Europa sich noch in jenem Stadium der Entwickelung befanden, welches der neolithischen Kulturepoche (jüngere Steinzeit) entspricht, machen linguistische Gründe und das Vorkommen von Kupfergeräten, die in ihrer Form mit neolithischen Geräten und Waffen vollständig übereinstimmen, in nachweislich schon in relativ früher prähistorischer Zeit von Ariern bewohnten Gegenden (Kupferobjekte aus den österreichischen Pfahlbauten des Mondsees und Attersees, in der schweizerischen Pfahlbautenstation Finelz aufgefundene Kupfergeräte, Nachweis von Kupferobjekten in [527] Ungarn, auf der Pyrenäischen Halbinsel und in den Steinzeitgräbern Kujaviens in Preußisch-Polen) es in hohem Grad wahrscheinlich, daß die Arier bei ihrer Einwanderung in ihre gegenwärtigen Wohnsitze neben ihren neolithischen Geräten und Waffen bereits Kupfer zur Herstellung von Haushaltsgegenständen und Waffen benutzten. In Skandinavien, in Großbritannien und einem großen Teil Norddeutschlands hat sich als frühste Metallkultur eine selbständige Bronzezeit (das nordische Bronzezeitalter) entwickelt und zwar nicht etwa, wie man früher annahm, in der Weise, daß ein Bronze besitzendes Volk eine noch in der Steinzeit befindliche Bevölkerung unterworfen oder verdrängt hätte, sondern auf friedlichem Weg, indem die Importe der nordasiatischen Bronzen die Basis für die Entwickelung einer selbständigen Kultur bildeten, und indem die Bewohner des Nordens durch friedliche Beziehungen zu andern Völkern nach und nach die Bronze bearbeiten lernten. In Schweden herrschte die Bronzezeit von etwa 1500 bis 500 v. Chr. Innerhalb dieser ein Jahrtausend umfassenden Kulturperiode unterscheidet Montelius sechs aufeinander folgende Abschnitte, die er in zwei Hauptgruppen trennt und als ältere und jüngere nordische Bronzezeit bezeichnet. In der ältern nordischen Bronzezeit tragen die Bronzearbeiten als Verzierungen feine, mit dem Stempel eingeschlagene Spiralornamente u. Zickzacklinien, während die Gräber Reste von unverbrannten Leichen enthalten. Dagegen weisen die der jüngern nordischen Bronzezeit zugehörigen Fundstücke einen ganz andern Geschmack und wesentlich verschiedene Ornamente auf. Die Spiralverzierungen sind verschwunden; dagegen zeigen sich die Enden der Ringe, der Messer und Schwertgriffe oft spiralig aufgerollt. Die Leichen wurden stets verbrannt. Das Material für die Bronzeindustrie des Nordens ist zweifelsohne dorthin eingeführt worden. Die meisten Bronzesachen (besonders die schwedischen) sind gegossen, und erst gegen das Ende der Bronzezeit zeigen sich häufig Spuren von der Anwendung des Hammers. Trotz der hohen Entwickelung der Bronzegießerei blieb aber das Löten unbekannt; zusammenzufügende Teile wurden durch Nieten oder durch Übergießen mit Bronzemasse verbunden. Die bronzenen Geräte und Waffen weisen zum Teil höchst charakteristische Formen auf. Rasiermesser von trapezoider Form, Dolche und Messer von gekrümmter oder geschweifter Gestalt, Sägen, Meißel, Äxte und Hämmer sind in den skandinavischen Gräbern in großer Anzahl gefunden worden. Die Knöpfe und Schwertgriffe sind bisweilen durch Bernsteineinlagen, häufiger durch Einlage einer schwärzlichbraunen harzähnlichen Masse verziert; einzelne Bronzegegenstände sind auch mit dünnen Goldplatten belegt. Das wichtigste Werkzeug der Bronzezeit ist der in verschiedenen Formen vorkommende Celt, der als Axt, Beil oder Meißel verwendet wurde. Man unterscheidet zwei Haupttypen: Schaftcelte und Hohlcelte (Tafel I). Die erstern stellen in ihren vorherrschenden Formen Beile ohne Schaftlappen dar, sind einfachen Steinäxten nachgebildet und ebenso wie diese geschäftet. Bei den Hohlcelten wurde dagegen der in einem Knie gebogene Schaft in die Öffnung des Celtes gesteckt und meist mittels einer kleinen Öse, die sich an dem Celt selbst befindet, festgebunden. Manche Schaftcelte, welche an einer Seite eine Vertiefung und eingebogene Kanten (Schaftlappen) aufweisen und häufig als Paalstab (paalstave, Tafel I) bezeichnet werden, wurden offenbar in ähnlicher Weise wie der Hohlcelt geschäftet. Die eigentlichen Angriffswaffen der nordischen Bronzezeit waren Dolche, Äxte, Spieße, Bogen und Pfeile, vermutlich auch Keulen und Schleudern; die Verteidigungswaffe war der Schild. Bronzeschwerter der eigentlichen Bronzezeit erweisen sich mehr zum Stich als zum Hieb geeignet und wurden, wie die auffallende Kleinheit des Griffs vermuten läßt, wahrscheinlich wie Dolche gefaßt. Die Klingen sind zweischneidig und spitz; dem Griffe fehlt die Parierstange. Er wurde entweder ganz aus Bronze hergestellt oder aus Holz, Knochen und Horn, durch welche meist die bronzene Griffangel ging. Die Schwertscheiden, aus Holz mit einem Überzug aus Leder bestehend, trugen unten ein Ortband aus Bronze. Bronzene Pfeilspitzen sind im allgemeinen selten, wahrscheinlich weil man vielfach noch den Feuerstein für den gleichen Zweck verwendete; dagegen finden sich bronzene Lanzenspitzen ziemlich häufig. Große Kriegshörner aus Bronze wurden ebenfalls aufgefunden. Das Geschirr der Pferde war reich mit Bronzeplatten verziert. Ferner gehören zum Inventar der nordischen Bronzezeit bronzene Sicheln und Angelhaken, Diademe und Hängegefäße, aus Holz und Bronze hergestellte Wagen, ferner bronzene Fibeln und Armringe, gedrehte Halsringe (torques) u. dgl. Die Kommandostäbe und Kommandoäxte (Tafel I), schön verzierte Bronzestäbe, bezw. Bronzeäxte, wurden als Insignien der Macht von Fürsten oder Befehlshabern geführt.
Von den Völkern des südlichen Europa modifizierten die Hellenen, welche ebensowohl Eisen wie Kupfer und Bronze verwendeten, die durch die Phöniker übertragene babylonisch-ägyptische Metallkultur nicht unerheblich. Während das griechische Handwerk im allgemeinen ziemlich autochthon entstanden ist, lernten Kunst und Kunstindustrie von orientalischen Vorbildern. Im Burghügel von Mykenä fand Schliemann neben Bronzegeräten Gold- und Kupfergeräte und neben Steingerät vereinzeltes Eisengerät. In eigentümlicher Weise repräsentiert Mykenä eine Mischung der absterbenden Stein- und der heimischen und orientalischen Metallkultur. Löwen, Sphinxe und Pflanzenformen, Totenmasken und Brustschilde deuten auf den Orient; daneben lassen aber die Schwerter- und Dolchformen sowie die als Ornament verwendeten Spiralen, die Rundkreise und Buckel den Beginn einer neuen Kultur erkennen. In Italien sind die Etrusker die Träger der aus Südasien stammenden Kultureinflüsse geworden. Auch hat sich, wie es scheint, in Norditalien die südasiatische Kultur mit der ursprünglich aus Nordasien stammenden Bronzekultur Nordeuropas mehrfach gekreuzt. Die ältesten Bronzen Italiens, wie sie in den Terramaren (jenen auf trocknem Land errichteten pfahlbauartigen Ansiedelungen) sich finden, scheinen mit den eingewanderten Italikern von Norden her nach Italien gelangt zu sein. Dagegen nahm die Verbreitung der ältesten Eisenkultur in Italien und den Alpenländern einen wesentlich verschiedenen Weg. Diese stark mit Bronze gemischte Eisenzeit Oberitaliens zeigen die Grabfelder zu Villanova, Marzobotto, La Certosa (unweit Bologna), zu San Francesco, zu Ronzano und auf den Euganeischen Hügeln. Mit Ausnahme von Marzobotto und La Certosa sind die besagten Funde einer altertümlichen voretruskischen Kulturperiode zuzurechnen, welche Undset als altitalische Metallkultur bezeichnet, die jedoch in engen Beziehungen zu Griechenland und den Küsten des Mittelmeers stand und in das 9. bis 10. Jahrh. v. Chr. zu verlegen ist. Dagegen werden die [528] Funde des Gräberfeldes von La Certosa und des größern Teils der zu Marzobotto aufgedeckten Gräber als der etruskischen Kultur zugehörig bezeichnet, wofür insbesondere der Bleigehalt der diesen Gräbern entnommenen Bronzen spricht. Die verbrannten Gebeine sind zu Marzobotto bisweilen in jenen cylinderförmigen, gerippten Bronzecisten beigesetzt, welche nach Helbig griechischen Ursprungs sind. Bemalte Vasen und Statuetten, Bronzespiegel, Grabstelen mit etruskischen Inschriften sowie Bronzeklumpen von bestimmter Form (aes rude), die während jenes Abschnitts der Metallzeit vielfach als Geld benutzt wurden, eiserne Schwerter, Dolche und Lanzenspitzen, Werkzeuge von Eisen und Bronze, Fibeln von Gold, Silber und Bronze und ganz bestimmter Form (La Certosa-Fibel) wurden ebenfalls in den beiden letzterwähnten Fundstätten angetroffen. Das in Marzobotto und La Certosa vertretene etruskische Element unterscheidet sich in mancher Hinsicht von demjenigen des südlich vom Apennin gelegenen Etrurien und wird daher von Undset als nordetruskische Kulturgruppe von der „rein etruskischen“ unterschieden. Die Ausgrabungen von Este beweisen, daß die zuerst nördlich von den Alpen entdeckte und hier weitverbreitete Eisen-Bronzekultur, die man nach ihrem ersten Hauptfundplatz als Hallstattkultur (Tafel I) bezeichnet, zweifelsohne vom Süden und Osten her in jene nördlichern Verbreitungsgebiete vorgedrungen ist. Letztere, die man auch als die ältere Metallkultur Mitteleuropas bezeichnet, gehört, obwohl in den spätzeitlichen Fundgegenständen sich mit ihr berührend, doch nicht zu der spezifisch etruskischen Kultur und ebensowenig der klassisch-griechischen oder römischen. Diesen jüngern und weiter fortgeschrittenen Kulturkreisen gegenüber zeigt sie vielmehr einen weit altertümlichern archaistischen Charakter. Sie verbreitet sich durch die Alpenländer, das Donaugebiet, das südliche und südwestliche Böhmen, Teile von Mähren und Schlesien, Südwestdeutschland mit Württemberg, Baden und Bayern sowie durch einen großen Teil Frankreichs bis an die Pyrenäen. Auch sind die Balkanländer, Oberitalien und die Schweiz (in letzterm Land weist die Bronzekultur der westschweizerischen Pfahlbauten Anklänge an die Hallstattperiode auf; vgl. Pfahlbauten) von ihrem Einfluß nicht unberührt geblieben. Die Hallstätter Funde, ca. 6000 verschiedene Objekte von Bronze, Eisen, Gold, Gagat, Bernstein, Thon und Elfenbein, welche aus 993 Gräbern mit meist unverbrannten Leichen zu Tage gefördert und von v. Sacken beschrieben wurden, beweisen, daß während dieses Kulturstadiums, welches nach Undset gegen 500 v. Chr. seinen Höhepunkt erreicht hat und von Tischler in eine ältere und jüngere Hallstattperiode eingeteilt wird, die Metallurgie bereits eine relativ hohe Entwickelungsstufe erreicht hatte, und daß die Völker Mitteleuropas damals eine entschiedene Vorliebe für Pracht und Luxus an den Tag legten. Die Schwerter aus Bronze, vorherrschend aus Eisen hergestellt, besitzen breite, schwere Klingen mit schräg abgeschnittenen Spitzen. Die Handgriffe schließen ab in großen Knaufen, und unterhalb des Griffes bemerkt man an der Klinge seitliche Einschnitte. Auch Dolche sind häufig, die Klinge fast immer von Eisen, die Griffe von Bronze, ebenso Messer mit breiter geschweifter Klinge. Unter den Schmucksachen fallen prächtige bronzene Gürtelbleche auf, die mit getriebenen Ornamenten verziert sind, und denen spitze Haken zum Verschluß dienen. Ferner finden sich hängende Ketten mit Klappenblechen (Tafel I), Armringe, teils hohl aus zusammengebogenem Bronzeblech gebildet, teils massiv gegossen; als Motiv dient häufig eine Schnur mit aufgereihten Perlen oder Kugeln. Unter den Hallstätter Fibeln sind Spiralfibeln (Tafel I) und Bügelfibeln vorherrschend. Bronzegefäße wurden zahlreich und von mannigfacher Form ausgehoben, nämlich ein- oder zweihenkelige Eimer (situlae, Tafel I), quergerippte cylindrische Cisten, Vasen, tassenförmige Gefäße, Schalen (Tafel I), flache Schüsseln u. dgl. Die Thongefäße von verschiedenster Form zeigen eingeritzte Linien, Kreise, Dreiecke oder farbige Streifen und Bänder, wobei die schwarze und rote Farbe vorherrscht. Neben der Verzierung durch geometrische Motive finden sich auch Menschen- und Tierfiguren (insbesondere Pferde und Vögel) roh gezeichnet und als Zierstreifen in Reihen gebracht; Pflanzenmotive dagegen fehlen. – Als Träger der Hallstätter Metallkultur werden die in prähistorischer Zeit in den Alpenländern und den nördlich angrenzenden Gebieten ansässigen Kelten betrachtet; jedoch beweist schon die weite Verbreitung dieser Kultur, daß eine ganze Anzahl von Völkern an derselben teilgenommen hat. Auch erscheint diese Kultur nicht als eine einheitliche, sondern als das Resultat verschiedenartiger Einwirkungen. Besonders rein hat man sie in den Urnenhügeln von Watsch und St. Margareten (Krain) angetroffen. Eine zu Watsch ausgegrabene Situla und ein ebendaselbst aufgefundenes Gürtelblech eröffnen uns durch die auf denselben dargestellten Szenen einen Einblick in das Leben und Treiben der Bevölkerung Mitteleuropas zur Zeit der Hallstattperiode. Zu letzterer Kulturepoche sind auch die in den schwäbischen Fürstenhügeln Belremise und Kleinaspergle gefundenen Altertümer zu rechnen. In der Byciskalahöhle (Mähren) wurden vollständige Werkstätten der Eisen- und Bronzekultur der besagten Epoche aufgedeckt. Neben andern Objekten wurden daselbst ein Zepter, zwei eigentümliche Lendengehänge sowie mehrere Arm- und Haarspangen (sämtliche Gegenstände aus Bronze hergestellt) aufgefunden.
Während in der ältern Metallkultur Mitteleuropas, repräsentiert durch die Hallstattfunde, mit dem Gebrauch des Eisens derjenige der Bronze parallel läuft, wird der spätere Abschnitt der mitteleuropäischen Metallkultur, wo die Waffen aus Eisen, Schmuckgegenstände aus Bronze hergestellt werden, durch die zu La Tène gemachten Funde gekennzeichnet. Diese berühmte Fundstätte, bei dem Dorf Marin am Nordufer des Neuenburger Sees gelegen, wurde zuerst als ein Pfahlbau betrachtet; doch hat Groß nachgewiesen, daß sie von jeher auf trocknem Land lag und einen militärischen Beobachtungsposten darstellt, woraus sich das fast gänzliche Fehlen von Werkzeugen und Geräten für Ackerbau und Haushalt erklärt. Im Gegensatz zu den Hallstattobjekten zeichnen sich die Waffen und Geräte von La Tène (Tafel II) im allgemeinen aus durch Abrundung und kräftige Profilierung. Die Schwerter (zweischneidige, dünne, gerade Eisenklingen von bis zu 1,75 m Länge, Tafel II) sind meisterhaft gearbeitet und tragen zum Teil Marken, die wohl als Fabrikstempel aufzufassen sind. Die sich verschmälernde, etwa 10 cm lange Angel endet in einem rundlichen oder breiten Knopf. Statt der Parierstange ist ein glockenförmig geschwungener Bügel zwischen Angel und Klinge aufgelötet. Die Griffbekleidung ist nicht erhalten und mag von Holz oder Horn gewesen sein. Die Schwertscheiden sind fast sämtlich aus Eisenblech hergestellt. Die Lanzenspitzen sind lanzettförmig mit starker Mittelrippe, hier und da an den Seiten etwas ausgeschnitten (Tafel II). [529] Die Krieger von La Tène schützten sich mit hölzernen Schilden; man hat eigentümliche Schildbuckel gefunden: gebogene Eisenplatten, welche mit Nägeln in der Mittellinie des Schildes befestigt waren (Tafel II). Die Helme bestanden offenbar aus Leder, auf welches Bronzescheiben aufgesetzt waren. Auch fand man Trensen und andre Teile von Pferdegeschirren sowie Bruchstücke von Wagen. Die zu Tage geförderten Kesselhaken unterscheiden sich kaum von den noch heutzutage benutzten, während die Kessel selbst aus einer dünnen, gehämmerten Bronzeplatte, an welche sich oben ein breites, am Rand umgebogenes Eisenblechband anschließt, hergestellt sind. Von Schmuckgegenständen fand man außer charakteristischen Fibeln (Tafel II) nur wenig, dagegen ist die Metallkultur durch Gürtelhaken (Tafel II) von besonderer Form, welche häufig Tierköpfe zur Darstellung bringen, Ringe mit Buckeln oder mit petschaftförmigen oder schalenförmigen Endknöpfen, Armringe von gelbem oder blauem Glas, fein gearbeitete Bronzeketten, deren Ringe durch besondere Zwischenglieder verbunden sind etc., charakterisiert. Der Ornamentstil besteht in eigentümlich geschlängelten Linien, in denen das Triquetrum (Bild der mit Ausläufern in Form von drei laufenden Beinen versehenen Sonnenscheibe) und die Spirale vorherrschen. Vielfach finden sich unter den Ornamenten Schmelzinkrustierungen (Email). Von edlen Metallen zeigt sich besonders Silber verarbeitet. Unter den Bronzegefäßen sind die Schnabelkannen mit hochragenden Ausgüssen bemerkenswert.
Während die Hallstattgruppe in Deutschland hauptsächlich im Donauthal liegt, schließen sich die Metallfunde des Rheinthals vorzugsweise der La Tène-Kultur an. Auch scheint sich diese in einem Gürtel durch das mittlere Deutschland bis nach Böhmen hinzuziehen und von da abwärts durch das westliche Ungarn bis nach Oberitalien, so daß sie das von der ältern Kulturgruppe eingenommene Gebiet in einem Bogen umspannt. Weiterhin zieht die La Tène-Kultur in einem zweiten Gürtel durch das östliche und nördliche Frankreich bis an die Nordsee und hinüber nach den britischen Inseln. In der Schweiz und im südöstlichen Frankreich lassen sich beide Kulturen nachweisen. Norddeutschland hat die ersten Eisensachen durch den Einfluß der Hallstattkultur und die mit dieser zusammenhängenden südlichern Kulturgruppen empfangen. Zu einer eigentlichen Eisenzeit wurde durch sie indessen nur im Osten der Grund gelegt, und im übrigen scheint der Einfluß der Hallstattgruppe die neue Zeit nur anzubahnen; die Begründung der Eisenzeit in Norddeutschland sowie überhaupt in Nordeuropa ist der La Tène-Kultur zu danken. Der Anfangspunkt der La Tène-Kultur in den mitteleuropäischen Gebieten läßt sich zur Zeit noch nicht mit Sicherheit feststellen. Die vorrömische Eisenzeit Norddeutschlands umfaßt aber nach Undset die beiden letzten Jahrhunderte v. Chr., und sowohl in Mittel- als in Nordeuropa wurden die besagten Kulturen durch die römische Metallkultur verdrängt. Während man früher Funde der mitteleuropäischen M. sehr allgemein als keltische Altertümer bezeichnete, hat man in neuester Zeit erkannt, daß an vielem, was man früher den Kelten zuschrieb, andre arische Stämme ebenfalls beteiligt waren. Anderseits steht fest, daß die Kelten an der Pflege und Verbreitung der Hallstattkultur Anteil hatten und vorzugsweise die Träger der La Tène-Kultur gewesen sind. Gewisse Ornamente der La Tène-Gruppe, wie z. B. die eingegrabenen Ringe und Wellenlinien, die Dreiecke, die phantastischen Tiere, deren Kiefer, Schwanz, Hörner und Füße in Pflanzensprosse auslaufen, stellen ein in der keltischen Ornamentik häufig zu findendes Motiv dar. Auch sind die häufig mit La Tène-Altertümern sich findenden „Regenbogenschüsselchen“ von keltischen Völkern in Gallien, Britannien und den Alpenländern geprägte Münzen. Daß keltische und gallische Altertümer in ihrer Stilform mit den Altertümern vom La Tène-Typus im großen und ganzen übereinstimmen, beweisen die in den Festungsgräben der Stadt Alesia (wo Vercingetorix im Entscheidungskampf gegen Cäsar unterlag) aufgefundenen nichtrömischen Waffen sowie die Fundgegenstände aus der Tiefenau, einem Blachfeld unweit Bern, wo über 100 Schwerter, Lanzen, Panzerhemden, zerbrochene Streitwagen, Schmuck, Münzen u. dgl. ausgegraben[WS 3] wurden. Die zwischen den ausgegrabenen Wohnstätten von Bibracte aufgefundenen Werkstätten gehörten wahrscheinlich gallischen Goldschmieden an, und unter den auf dem Hradischt bei Stradonic (Böhmen) gemachten Funden lassen die den Schmiedearbeiten von Bronze und Eisen zugesellten Münzen sowie die daselbst aufgefundenen Darstellungen des Wildschweins (der Eber hatte bei den Kelten eine besondere symbolische Bedeutung) erkennen, daß die besagten Schmiedearbeiten von Kelten herrühren. Daß zwischen den gallischen Altertümern und denjenigen der La Tène-Kultur ein wesentlicher Unterschied nicht besteht, ergibt sich unter anderm auch daraus, daß gewisse Gräber des Grabfeldes von Marzobotto, welche mit Sicherheit den in Oberitalien eingefallenen Galliern zuzuschreiben sind, durch die Grabbeigaben den La Tène-Funden entsprechen.
Die eigenartige Metallkultur, welche sich während der Völkerwanderung und unmittelbar nach derselben auf deutschem Boden entwickelte, und deren charakteristische Fundstücke in den fränkisch-alemannischen Reihengräbern der merowingischen Zeit zusammen mit Langschädeln angetroffen werden, entstand im wesentlichen wohl auf der Basis der römischen Provinzialkultur und benutzte zu Waffen von Metallen ausschließlich Eisen. Unter letztern nimmt neben Schleuder, Bogen, mit eisernen Spitzen von verschiedener Form versehenen Pfeilen und dem Kolben (keulenartiger Kampfstock) das Wurfbeil (Franziska) und die Streitaxt oder Hiltbarte (Tafel II) eine hervorragende Stelle ein. Ferner bestand die Bewaffnung der fränkisch-alemannischen Völker der besagten Epoche in dem Kampfmesser oder Sax (Tafel II), von dem drei Arten, nämlich: der kleinere Sax, der Langsax und der Scramasax, unterschieden werden. Letzterer ist ein einschneidiges Kurzschwert und ist schon zu Beginn der Epoche in Gebrauch gewesen, während das 81 bis 97 cm lange, 4½–6 cm breite, stählerne Langschwert (Spatha), im wesentlichen eine Nachbildung des römischen Langschwerts, erst durch allmähliche Verdrängung des Sax in allgemeinen Gebrauch kommt. Eine sehr mannigfaltig gestaltete Zierde des Schwerts bilden das Mundstück und das Ortband der hölzernen Scheide. Von den Schilden der merowingischen Zeit haben sich, da dieselben ebenfalls aus Holz bestanden, nur die Eisennägel und die eisernen Schildbuckel erhalten, welch letztere den Buckeln des römischen Schildes genau nachgebildet sind. Die Form des Helms entspricht im allgemeinen der phrygischen Mütze des Altertums; derselbe besteht in der Regel aus vier gekreuzten Metallspangen, welche mit Leder oder mit einer von Hornplatten überzogenen Filzschicht bedeckt sind. Die prähistorische Metallkultur Großbritanniens und die angelsächsischen Altertümer [530] zeigen, daß die nordasiatischen Kultureinflüsse in diesem Land, welches seiner Zinnerze halber schon im frühen Altertum von Phönikern und später von massiliotischen Griechen aufgesucht wurde, und wo es auch an Kupfererzen nicht fehlt, zunächst eine mit der durch den Celt charakterisierten nordeuropäischen Bronzezeit identische Bronzekultur hervorgerufen haben. Anderseits war auch die Eisengewinnung schon sehr frühzeitig den Bewohnern der britischen Inseln bekannt. Sowohl die britischen Schmelzöfen als die Verwendung von Kupfer- und Eisenstücken von bestimmtem Gewicht als Geld werden von Cäsar besonders erwähnt. Strabon bemerkt, daß Eisen schon in früher Zeit einen Ausfuhrartikel Großbritanniens gebildet hat. Die in dem Forest of Dean (Monmouthshire) sich findenden Eisenbergwerke wurden schon in vorrömischer Zeit, dann aber auch während der römischen Okkupation ausgebeutet. Eine reiche Bronze-Eisenkultur haben ferner die in den Hügelgräbern von Arras und Hessleskew gemachten Funde ergeben. Die dort gefundenen Eisenschwerter entsprechen ebenso wie ein Schwert aus dem Fluß Witham dem La Tène-Typus, der sich, da die Römerherrschaft in Großbritannien nicht dauernd festen Fuß fassen konnte, auf den britischen Inseln länger als anderswo erhalten hat.
Nach Hostmann ist dem ältesten der obigen Metallzeitalter (nordeuropäische Bronzezeit, Hallstattkultur Mitteleuropas und altitalische Kultur der Apenninenhalbinsel) eine Epoche vorausgegangen, in welcher die soeben erst aus der Steinzeit herausgetretenen Völker Eisen (wenn auch nur ein schlackenhaltiges, geringwertiges Eisen) selbständig aus den Erzen darstellten. Hierfür spricht des Vorhandensein prähistorischer Schürfungen auf Eisenerze, vorgeschichtlicher Schmelzanlagen und Schlackenfelder (Eisenschmelzen von Hüttenberg in Steiermark, im böhmisch-mährischen Scheidegebirge, in der Schweiz, am Dreimühlenborn unweit des alten Pfahlgrabenkastells der Saalburg bei Homburg v. d. H.; der Bergbau im Lüderich bei Bensberg etc.); es ist aber immerhin zweifelhaft, ob diese Bergbau- und Eisenverhüttungsanlagen einem so frühen Abschnitt der vorgeschichtlichen Zeit angehören, wie derjenige ist, in welchen Hostmann seine primitive Eisenindustrie verlegt. Beispiele von Waffen, Geräten und Schmucksachen aus den verschiedenen Perioden der M. bieten die Abbildungen der beifolgenden Tafeln.
Vgl. Lindenschmit, Altertümer unsrer heidnischen Vorzeit (Mainz 1864); Derselbe, Handbuch der deutschen Altertumskunde (Braunschw. 1880 ff.); Beck, Die Geschichte des Eisens (das. 1884; darin besonders den Abschnitt von Hostmann: „Über den Gebrauch des Eisens in Altamerika“); Hostmann, Zur Technik der antiken Bronzeindustrie („Archiv für Anthropologie“, Bd. 12); Andree, Die Metalle bei den Naturvölkern (Leipz. 1884); Tischler, Zur Gliederung der vorrömischen M. („Korrespondenzblatt der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie“ 1881, Nr. 10), „Das erste Auftreten des Eisens in Nordeuropa“ (ebenda 1882, Nr. 8), „Über Gliederung der La Tèneperiode etc.“ (ebenda 1885, Nr. 10), „Die Formen der Gewandnadeln“ (in „Beiträge zur Urgeschichte Bayerns“, Bd. 4); Gozzadini, Di un sepulcreto etrusco scoperto presso Bologna (Bologna 1854); „La Necropole de Villanova“ (das. 1870); Helbig, Die Italiker in der Poebene (Leipz. 1879); v. Sacken, Das Grabfeld von Hallstatt in Oberösterreich (Wien 1868); v. Hochstetter, Die Funde von Watsch (Sitzungsberichte der k. k. Akademie der Wissenschaften zu Wien, 1879); Groß, La Tène, un oppidum helvète (Par. 1886); Undset, Das erste Auftreten des Eisens in Nordeuropa (deutsch, Hamb. 1882); S. Müller, Ursprung und erste Entwickelung der europäischen Bronzekultur (deutsch, Braunschw. 1884); Much, Die Kupferzeit in Europa (Wien 1886); Reyer, Die Kupferlegierungen („Archiv für Anthropologie“, Bd. 14); Taylor, Etruscan researches (Lond. 1874); Montelius, Die Kultur Schwedens in vorchristlicher Zeit (deutsch, Berl. 1885); Thurnam, On ancient British barrows (Lond. 1873); Franks und Kemble, Horae ferales (das. 1863).