Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Menuétt“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 484
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Menuétt. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 484. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Menu%C3%A9tt (Version vom 19.01.2023)

[484] Menuétt (franz. menuet, ital. minuetto), ursprünglich nationaler französischer, aus Poitou stammender graziöser Reihentanz, der sich nur in gravitätischem Tempo bewegte und daher vornehmlich eine schöne gerade Haltung des Körpers und zierliche Bewegung der Füße und Arme erforderte. Er war der Lieblingstanz im Zeitalter Ludwigs XIV. und kam in Frankreich erst durch die Revolution außer Gebrauch. Die M., die in vielfachster Weise variiert wurde, gut zu tanzen, gehörte lange Zeit zur feinern Bildung, und in der That gibt es keinen Tanz, in dem die Schönheit der Körperbewegung mit mehr Grazie und würdevollem Anstand zum Ausdruck kommt, als gerade die M. Die Musik bewegt sich dabei in einem mäßig geschwinden Trippeltakt und hat zwei Reprisen, von denen jede acht Takte enthält und in dem vierten Takt immer einen sehr merklichen Absatz macht. Um dem ganzen Tanz und der Musik mehr Mannigfaltigkeit zu geben, hat man mit der Hauptmelodie noch eine zweite Melodie (Trio) von der nämlichen rhythmischen Einrichtung verbunden. Ein Musterstück der ältern M. ist die bekannte in Mozarts „Don Juan“. Bach und Händel führten die M. gelegentlich in die Suite ein, Haydn nahm sie zuerst in die Symphonie auf, gab ihr jedoch eine etwas schnellere Bewegung, einen lustigern, launigern Charakter, während Mozart mehr Anmut und Zartheit hineinlegte; Beethoven steigerte die Haydnsche M. weiter zum Scherzo (s. d.) und versteht unter tempo di minuetto wieder eine etwas gemäßigtere Bewegung. Eine eigne Gattung in musikalischer Hinsicht bildet die sogen. Krebsmenuett, welche vor- und rückwärts gespielt werden kann.