Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Maupeou“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 358
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Maupeou. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 358. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Maupeou (Version vom 15.09.2022)

[358] Maupeou (spr. mopuh), Nicolas Charles Augustin de, Kanzler von Frankreich, Sohn des Kanzlers Rene Charles de M. (1688–1775), geb. 1714 zu Paris, erhielt zeitig die Stelle eines Parlamentsrats und ward 1763 erster Präsident des Parlaments, legte aber diese Stelle bald nieder und schloß sich eng an den damaligen Minister, den Herzog von Choiseul, an. Nachdem er 1768 durch den Verzicht seines Vaters das Amt eines Kanzlers erhalten hatte, ging er zu der Partei des Herzogs von Aiguillon über, die von der Dubarry unterstützt wurde, und bewirkte im Dezember 1770 die Entlassung seines frühern Gönners Choiseul. Schon vorher hatte M., als Aiguillon wegen seiner Verwaltung der Bretagne vor dem Pariser Parlament angeklagt wurde und seine Verurteilung wahrscheinlich war, bewirkt, daß der König im Juli 1770 den Prozeß niederschlug. Den Widerstand, den das Parlament dem entgegenstellte, unterdrückte M. nach Choiseuls Entlassung mit Gewalt und verwies 80 Mitglieder desselben 28. Jan. 1771 in die Provinz. Aus denjenigen Mitgliedern aber, die an der Opposition keinen Teil genommen hatten, wurde ein königlicher Rat (Parlement Maupeou) gebildet. Auch zu Arras, Blois, Châlons, Clermont, Lyon und Poitiers ließ der Kanzler anstatt der Parlamente Obergerichtshöfe errichten. M. hob sogar auch den Gerichtshof Châtelet und die Steuerkammer auf und erklärte das mit seinen feilen Werkzeugen besetzte Interimsparlament für ein ständiges. Aber nur durch die größte Strenge vermochte er die allgemeine Opposition im Zaum zu halten und machte sich dadurch im höchsten Grad verhaßt. Als Ludwig XV. 10. Mai 1774 starb, war eine der ersten Handlungen des neuen Regiments die Verbannung Maupeous und die Wiederherstellung der alten Parlamente. M. starb 29. Juli 1792 zu Thuit in der Normandie. Vgl. Flammermont, Le chancelier M. et les parlements (Par. 1884).