Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Marsilĭa“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 292
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Marsilĭa. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 292. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Marsil%C4%ADa (Version vom 17.01.2024)

[292] Marsilĭa L., kryptogamische Gattung aus der Ordnung der Rhizokarpeen und der Familie der Marsiliaceen, perennierende Kräuter mit kriechendem Stengel und zweireihigen, aufrechten, langgestielten, aus vier Blättchen zusammengesetzten Blättern, die in der Jugend spiralig eingerollt sind; außer diesen entwickeln sich auf dem Wasser schwimmende größere Blätter mit dünnern Stielen; die am Grunde der Blätter einzeln oder zu mehreren stehenden Sporenfrüchte sind meist oval, zusammengedrückt, hart und öffnen sich in zwei Klappen, die auf einem

A Teil des kriechenden Stengels von Marsilia quadrifoliata mit zwei fruktifizierenden Blättern.B Frucht, vergrößert.

innern, sehr quellbaren Gallertring die Häufchen der Makro- und Mikrosporangien tragen. In Wasser gelegt, öffnet sich die reife Frucht zweiklappig, indem der Gallertring aufquillt und sich mit den an ihm wie Fiedern sitzenden Sporenhäufchen schlangenartig hervorzieht. In den keimenden Mikrosporen erfolgt nach einigen ein männliches Prothallium andeutenden Teilungen die Bildung der Spermatozoiden; in den Makrosporen entsteht ebenso der weibliche Vorkeim, der hier auf ein einziges großes Archegonium reduziert erscheint und in dem aufspringenden Sporenscheitel stecken bleibt. Aus der befruchteten Eizelle entwickelt sich der anfangs von dem Vorkeim eingehüllte Embryo, der schließlich mit seinem ersten fadenförmigen Blatt und der Wurzel durchbricht und selbständig wird. Die ungefähr 50 über die ganze Erde verbreiteten Arten sind sämtlich Sumpfpflanzen; in Deutschland findet sich nur M. quadrifoliata L. (s. Fig.). Gewisse australische Arten, besonders M. Nardu A. Br., Drummondii A. Br. und salvatrix Hanst., liefern den Eingebornen Inneraustraliens das Nardoo genannte Nahrungsmittel, welches aus den harten, holzigen, aber Stärkemehl und Schleim enthaltenden Sporenfrüchten besteht, aus denen Mehl und Brot bereitet werden, und mit denen sich die unglücklichen Teilnehmer der Burkeschen Expedition mehrere Wochen das Leben gefristet haben. Vgl. Hanstein, Die Befruchtung und Entwickelung der Gattung M. (Pringsheims „Jahrbücher“, Bd. 4); Braun, Über die Marsiliaceengattungen M. und Pilularia („Monatsberichte der Berliner Akademie“ 1863–72).