Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Marnix“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 274
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Marnix. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 274. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Marnix (Version vom 15.01.2024)

[274] Marnix, Philipp van, Herr von Saint-Aldegonde, niederländ. Schriftsteller u. Staatsmann, geb. 1538 zu Brüssel, studierte in Genf unter Calvin und Beza Theologie, an andern Hochschulen die Rechte und ging zur reformierten Kirche über. Seit 1560 in sein Vaterland zurückgekehrt, wirkte er eifrig für die Reformation und nahm thätigen Anteil an dem Aufstand der Niederlande 1566. Er verfaßte die sogen. Kompromißakte von Breda, in welcher die niederländischen Edelleute Glaubens- und Kultusfreiheit wahrten und gegen die Einführung der Inquisition protestierten. Bei Albas Ankunft 1567 floh er nach Deutschland und trat in pfälzische Dienste, wurde aber vom Prinzen Wilhelm von Oranien zurückgerufen, 1572 zur ersten Versammlung der Staaten von Holland als sein Vertreter nach Dordrecht geschickt und zum Militärkommandanten mehrerer Plätze ernannt. Bei der Einnahme von Maaslandssluys 1573 geriet er in spanische Gefangenschaft, ward aber 1574 gegen Bossu ausgetauscht. Er vertrat hierauf die aufständischen Niederlande an den Höfen zu Paris und London, half die Universität Leiden gründen, wohnte 1578 dem Reichstag in Worms bei, wo er eine berühmte Rede hielt, hatte an der Utrechter Union hervorragenden Anteil und wurde 1583 Bürgermeister von Antwerpen. Da er diese Stadt nach 13monatlicher Verteidigung gegen die Spanier 1585 übergab und wegen seiner Leichtgläubigkeit und Nachgiebigkeit gegen die Spanier heftige Angriffe erfuhr, zog er sich von den öffentlichen Geschäften zurück, übernahm aber 1590 wieder eine Mission nach Paris. Hierauf lebte er auf seinem Landgut in Zeeland und in Leiden, wo er an einer Übersetzung der Bibel arbeitete und 15. Dez. 1598 starb. M. wird als Mitbegründer jenes kräftigen Aufschwungs in der holländischen Litteratur betrachtet, welchem die klassische Periode der Vondel, Hooft u. a. folgte. Unter seinen Werken ist besonders die Satire „De roomsche byen-korf“ (1569) hervorzuheben, welche Fischart seinem „Römischen Bienenkorb“ zu Grunde legte. Eine Ausgabe seiner Werke, herausgegeben von Lacroix und Quinet, erschien zu Brüssel 1855–59 in 7 Bänden. Seine religiösen und theologischen Arbeiten, darunter eine gereimte Übersetzung der Psalmen, erschienen Haag 1871–73, 2 Bde. Die Schrift über M. von Alberdingk Thijm (Köln 1882) ist ein ultramontanes Pamphlet. Vgl. Broes, Fil. van M., heer van Saint-Aldegonde (Amsterd. 1838–40, 2 Bde.); Juste, Vie de M. (Haag 1858); Frédéricq, M. en zijne nederlandsche geschriften (Gent 1882).