Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Marcère“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 221
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Marcère. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 221. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Marc%C3%A8re (Version vom 22.12.2023)

[221] Marcère (spr. -ssähr), Emile Louis Gustave Deshayes de, franz. Staatsmann, geb. 16. März 1828 zu Domfront (Orne), studierte die Rechte, trat 1848 in den Justizdienst und wurde Prokurator in St.-Pol, dann Gerichtspräsident in Avesnes und endlich Rat am Appellhof von Douai: 1869 machte er sich zuerst politisch bekannt durch eine Broschüre gegen das Kaiserreich: „La politique d’un provincial“. 1871 in die Nationalversammlung gewählt, schloß er sich dem linken Zentrum an und verteidigte 1874 geschickt und mit Würde die munizipalen Freiheiten gegen Broglies Willkür. 1876 von neuem in die Deputiertenkammer gewählt, ward er bei der Bildung des neuen Ministeriums Dufaure Ricards Generalsekretär und nach dessen frühem Tod im April dessen Nachfolger als Minister des Innern. Er brachte sofort ein Munizipalgesetz ein, welches die Selbständigkeit der Gemeinden wiederherstellen sollte und auch von den Kammern im August 1876 angenommen wurde. Jedoch schon im Dezember mußte er infolge einer Kabinettskrisis Simon weichen. In dem zweiten Ministerium Dufaure vom 13. Dez. 1877 bis 3. März 1879 war er wiederum Minister des Innern. Seit 1884 ist er Senator.