Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Maranhão“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 215
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Maranhão. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 215. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Maranh%C3%A3o (Version vom 22.12.2023)

[215] Maranhão (spr. maranjāung), eine Küstenprovinz Brasiliens, welche durch die Flüsse Gurupy und Parnahyba von Pará und Piauhy getrennt wird, im Innern an Goyaz grenzt und ein Areal von 459,884 qkm (8352 QM.) hat. Das Küstengebiet bildet eine Fortsetzung der Amazonasebene, während sich im Innern zahlreiche Hügelketten aus buntem Sandstein erheben, welche die Wasserscheiden zwischen den Flüssen bilden und kaum die Höhe von 300 m überschreiten. Die Küstenebene und die Hügel sind dicht bewaldet, aber zwischen ihnen breiten sich ausgedehnte Campos aus, welche sich vorzüglich für die Viehzucht eignen würden, wenn allzu dürre Sommer nicht häufig Quellen und Bäche versiegen machten. Abgesehen von den Grenzflüssen, zu welchen auch der Tocantins auf eine Strecke von 320 km gehört, sind die bedeutendsten Gewässer der Itapicurú und der Mearim, die sich beide in die Bai von M. ergießen. Das Klima ist heiß und feucht, regenreich von Dezember bis Juni, während im Reste des Jahrs häufig Dürren herrschen. Die Zahl der Bewohner betrug 1885: 430,059, mit Einschluß von 50,000 Sklaven (1872: 74,939 Sklaven). Landbau bildet die Haupterwerbsquelle, doch hat die Produktion von Baumwolle und auch von Reis, Zucker, Tabak, Mais und Kakao in jüngerer Zeit in bedenklicher Weise abgenommen. Die auf den Campos gehaltenen Rinder und Pferde sind unansehnlich; besser gedeihen dort Ziegen. Die Wälder liefern außer Kautschuk noch Bauholz und andre Produkte. Gold wird in geringen Mengen gewonnen, und auch Eisen wird gefunden. Handel und Industrie konzentrieren sich in der Hauptstadt San Luis de M., einer ansehnlichen, gut gebauten Stadt auf einer Insel zwischen den Mündungen der Flüsse Itapicurú und Mearim, mit steilen Straßen, 10 öffentlichen Plätzen, 13 Kirchen, bischöflichem Palast, Krankenhaus, Gewerbeschule und 30,000 Einw. Die am Hafen liegenden Docks sind für Schiffe von 4,5 m Tiefgang zugänglich. Doch versandet der Hafen immer mehr. Fünf ausländische Gesellschaften (darunter auch eine deutsche) vermitteln den Verkehr mit Nordamerika und Europa, und während die Ausfuhr meist in den Händen von Engländern und Portugiesen liegt, machen sich Franzosen und Amerikaner bei der Einfuhr den Vorrang streitig. Im J. 1885 liefen 91 Schiffe von 74,593 Ton. Gehalt ein. Die Ausfuhr, welche sich 1863–64 noch auf 7,247,000 Milreis bezifferte, war 1879–80 auf 3,515,600 Milreis gefallen. Sie besteht vornehmlich aus Baumwolle, ferner aus Kautschuk, Häuten etc. Die Stadt ist Sitz eines deutschen Konsuls.