Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mara“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 213
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Mara. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 213. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mara (Version vom 06.12.2023)

[213] Mara (Dolichotis Desm.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Nagetiere und der Familie der Meerschweinchen (Caviina), hasenartige Tiere mit hohen Beinen, Ohren von halber Kopfeslänge, kurzem Schwanz und nackten Sohlen. Die M. (D. patagonica Wagn.) ist 45 cm lang, mit 5 cm langem Schwanz, 45 cm hoch, mit gestrecktem Leib, etwas schmächtigem Hals, zusammengedrücktem, an der Schnauze zugespitztem Kopf, ziemlich schmalen, aufrecht stehenden Ohren, vierzehigen Vorder- und dreizehigen Hinterfüßen mit langen, starken Krallen. Das in seiner Gestalt an einen kleinen Wiederkäuer erinnernde Tier ist oberseits braungrau, fein weiß gesprenkelt, an den Seiten hell zimtfarben, an der Brust braun, an der Gurgel, Unterseite und am Hinterteil weiß. Es findet sich in der Wüste Patagoniens, nördlich bis 37° südl. Br., lebt gesellig, ist ein vollkommenes Tagtier, streicht von seinen Höhlen aus meilenweit umher, wird aber selten bemerkt. Es nährt sich von Wurzeln, Rinden und Gräsern und brandschatzt auch Pflanzungen und Kleefelder. Das Weibchen wirft zweimal im Jahr zwei Junge. Man jagt die M. zu Pferde, ermüdet sie und erlegt sie mit der Wurfkugel. Das Fell dient zu Teppichen und Decken.

Mara („Bitterkeit“), erstes Lager der Israeliten in der Wüste, drei Tagereisen vom Schilfmeer, wo sie bitteres Wasser antrafen, das Moses durch Hineinwerfen einer Holzart trinkbar machte; vielleicht der Brunnen Hawârah, südöstlich von Suez.

Mara, Elisabeth Gertrud, geborne Schmehling, Opernsängerin, geb. 23. Febr. 1749 zu Kassel als Tochter eines armen Musiklehrers, erlangte früh ungemeine Fertigkeit im Violinspiel und unternahm in Begleitung ihres Vaters Kunstreisen nach Wien und London, wo sie sich, zehn Jahre alt, vor der Königin hören ließ. Auf Anraten einer Hofdame widmete sie sich dem Gesang, nahm erst bei Paradisi in London, 1766 bei Hiller in Leipzig Unterricht und machte hier eminente Fortschritte. Vom Intendanten der Berliner Oper, der sie in Leipzig gehört hatte, nach Berlin berufen, überwand sie hier Friedrichs d. Gr. Abneigung gegen deutsche Sängerinnen und wurde mit 3000 Thlr. Gehalt (der sich später verdoppelte) engagiert, verdarb sich aber ihr Lebensglück bald durch ihre Verheiratung mit dem Violoncellisten M., einem begabten, aber sehr liederlichen Menschen, der ihr Vermögen verschwendete. Der Despotismus, den Friedrich II. gegen die Mitglieder seiner Oper übte, verleidete dem Ehepaar den Berliner Aufenthalt; doch gewährte der König die wiederholten Bitten um Entlassung erst nach Jahren. 1780 sang die M. in Wien, dann 1782 in Paris und London, wo sie besonders in Händelschen Oratorien großartige Erfolge errang. Nachdem sie sich endlich von ihrem Mann hatte scheiden lassen, sang sie 1788 in Turin und Venedig, kehrte 1790 nach London zurück, blieb dort zehn Jahre lang, entsagte wenig später dem öffentlichen Auftreten und wandte sich 1803 nach Rußland. In Moskau hatte sie ein festes Besitztum erworben, verlor aber 1812 beim Brande der Stadt ihr Vermögen und siedelte nach Reval über, wo sie Unterricht erteilte und 20. Jan. 1833 starb. Nach Zelters Urteil ist der M. nie eine deutsche Sängerin auch nur annähernd gleichgekommen. Sie war übrigens auch eine Virtuosin auf dem Klavier, und als Schauspielerin hatte sie, nachdem sie einmal zur Oper übergegangen war, durch Fleiß und Studium ersetzt, was ihr, von der Natur stiefmütterlich behandelt, versagt war. Vgl. Niggli, Elisabeth M. (Leipz. 1881).