Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Manfred“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 186
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Manfred. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 186. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Manfred (Version vom 07.12.2023)

[186] Manfred, König von Sizilien, geb. 1231, Sohn des Kaisers Friedrich II. von Bianka, der Tochter des Grafen Bonifacio Lancia, mit der sich der Kaiser noch auf seinem Sterbebett trauen ließ, um Manfreds Geburt für legitim zu erklären, erhielt von seinem Vater 1250 das Fürstentum Tarent und die Statthalterschaft in Italien während der Abwesenheit seines Halbbruders Konrad IV. Von männlicher Schönheit, ritterlicher Tapferkeit, fein gebildetem Geist und liebenswürdigem Charakter, wußte M. durch entschlossenes Auftreten und großmütiges Benehmen die Anhänglichkeit der Neapolitaner sich zu erwerben. Als Konrad IV. 1252 die Regierung des sizilischen Königreichs übernahm, stand er ihm mit uneigennütziger Treue zur Seite. Nach Konrads Tod (1254) wurde er von den Großen des Reichs zum Regenten erhoben und suchte sich anfangs mit dem Papst zu versöhnen, den er im Oktober selbst nach Neapel geleitete. Als derselbe aber das staufische Erbrecht anzuerkennen sich weigerte, flüchtete M. zu den Sarazenen nach Luceria und eroberte mit deren Hilfe ganz Neapel und Sizilien (1257). Auf dringenden Wunsch des Volkes ließ er sich 1258 von den Großen des Reichs zum König ausrufen und 11. Aug. in Palermo krönen. Mild und gerecht, herrschte er nun mehrere Jahre in Frieden; Wohlstand und Lebensfreude kehrten zurück, der Hof von Palermo entfaltete den frühern, durch Poesie und wissenschaftliches Leben gehobenen fürstlichen Glanz. Aber weil M. den Papst nicht als seinen Lehnsherrn anerkennen wollte, ward er 1259 wiederum mit dem Bann, sein Königreich mit dem Interdikt belegt. Von neuem brach der Kampf aus, in dem M. durch seinen Sieg bei Montaperto (4. Sept. 1260) über die Florentiner die Oberhand gewann und ganz Tuscien seiner Oberhoheit unterwarf. Jedoch Rom zu erobern gelang ihm nicht, und der unversöhnliche Papst rief fremde Hilfe herbei, indem er 1265 Karl von Anjou das Königreich beider Sizilien übertrug. Im Januar 1266 brach das französische Kreuzheer von Rom aus in Neapel ein, wo die Hetzereien der Pfaffen die Treue der Großen erschüttert hatten. Am 26. Febr. 1266 kam es zu der entscheidenden Schlacht bei Benevent, in welcher M., als er sah, daß die Deutschen geschlagen waren und die apulischen Ritter sich zur verräterischen Flucht wandten, den Tod suchte und fand. Da der Bann auf ihm ruhte, wurde sein mit Wunden bedeckter Leichnam nicht in geweihtem Boden, sondern im Felsenthal des Verde begraben. Manfreds Witwe, die griechische Fürstin Helena, welche er 1259 geheiratet, wurde auf der Flucht nach Epirus in Trani mit ihren Kindern ergriffen und starb fünf Jahre später, 29 Jahre alt, im Gefängnis. Ihre Tochter Beatrix wurde erst nach 22jähriger Haft 1288 gegen Karls Sohn Karl II. ausgeliefert, welcher in aragonische Gefangenschaft geraten war. Die drei Söhne Manfreds, Heinrich, Friedrich und Enzio, starben im Kerker. Auf die Vermählung der ältesten Tochter Manfreds, Konstanze, aus seiner ersten Ehe mit Beatrix von Savoyen, mit Peter III. von Aragonien (1262) gründeten sich die spätern Ansprüche Aragoniens auf Sizilien und Neapel. Vgl. Cesare, Storia di Manfredi (Neap. 1837, 2 Bde.); Schirrmacher, Geschichte der letzten Hohenstaufen (Götting. 1871). E. Raupach, O. Marbach, F. W. Rogge machten den König M. zum Helden eines Trauerspiels.