Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mandalai“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 178179
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Mandalai. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 178–179. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mandalai (Version vom 07.12.2023)

[178] Mandalai (Mandaleh), die frühere Hauptstadt des Königreichs Birma, jetzt Hauptort des britischen Oberbirma, 4 km links vom Irawadi, in einer weiten Ebene am Fuß eines 180 m hohen isolierten Hügels, mit etwa 65,000 Einw., meist Birmanen, außerdem Einwanderern aus Manipur, Chinesen, Armeniern, Franzosen, Italienern, Griechen, welche das Fremdenviertel bewohnen. Fünf Dörfer der Umgegend sind mit Katholiken bevölkert, welche im vorigen Jahrhundert als Gefangene aus Pegu hierher geführt wurden. Die Stadt bildet ein Quadrat, dessen Seiten 21/2 km lang sind, und ist von Graben und ziemlich primitiven Mauern umgeben. Die breiten Straßen schneiden sich unter rechten Winkeln; in der Mitte liegt der von Palissaden und Mauern eingeschlossene Stadtteil mit den früher vom König, seinen Frauen und [179] Ministern bewohnten Palästen sowie dem des weißen Elefanten, der Schatzkammer, den Kasernen, dem Arsenal etc. Die Häuser sind teils aus Ziegeln, teils aus Holz, meist aber aus Bambusrohr erbaut; daher konnte eine 9. April 1885 ausgebrochene Feuersbrunst schnell die Hälfte der Stadt zerstören. – M. wurde 1859 gegründet, 1878 zur Hauptstadt des Reichs Birma erhoben, 16. Nov. 1885 aber von den Engländern genommen, welche durch den Abschluß eines Handels- und Freundschaftsvertrags zwischen dem König Thibau und Frankreich (s. Birma) ihre eignen Interessen gefährdet glaubten und, die Streitigkeiten einer englischen Gesellschaft mit der birmanischen Regierung zum Vorwand nehmend, im November 1885 Birma mit Krieg überzogen. Der König Thibau ergab sich sogleich und wurde nach Indien gefangen abgeführt; Birma aber durch königliches Dekret vom Januar 1886 den übrigen Besitzungen Englands in Indien einverleibt. Die Fortsetzung der Eisenbahn von Rangun bis M. ist im Bau und wird 1888 eröffnet.