Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mammut“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 173174
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Mammut. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 173–174. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mammut (Version vom 05.12.2023)

[173] Mammut (Mammont), nach den meisten Angaben (von den Russen) korrumpiert aus dem biblischen Behemoth, Elephas primigenius Blumenb., die wichtigste und häufigste Art fossiler Elefanten aus der diluvialen Zeit (s. Tafel „Diluvium“). Ihre Stoß- und Backenzähne sind wie die kolossalen Knochen denen der lebenden Elefanten, besonders des ostindischen, sehr ähnlich. Der Stoßzahn war indes noch größer, bis 7 m lang und über 30 cm im Querschnitt, bis 80 kg schwer, viel stärker und etwas nach der Seite hin gebogen. Auch wurde das M. noch etwas größer als der Elefant und war behaart. 1799 fand ein Tunguse einen im Eise vollständig erhaltenen Kadaver, dessen Fleisch von Hunden gefressen wurde. Als Adams 1806 denselben untersuchte, fand er noch den Augapfel und das Gehirn in den Höhlen, den Hals mit langer Mähne, den Körper mit steifen, schwarzen Grannen- und weichen, rötlichen Wollhaaren bedeckt. Der Kopf wog ohne Stoßzähne 200 kg. Das Tier war über 3 m hoch; sein Skelett steht in der Petersburger Sammlung. Die Knochen und Zähne des Mammuts finden sich fast überall mit denen eines Rhinozeros (Rhinoceros tichorrhinus), des noch lebenden hochnordischen Moschusochsen (Ovibos moschatus), des Höhlenbären und andrer Tiere über den ganzen Norden beider Hemisphären bis zu den Alpen und in Nordamerika bis in die mittlern Vereinigten Staaten verbreitet. Noch häufiger als in Nordsibirien und im polaren Amerika (Eschscholtzbai) lagern sie im gefrornen Boden [174] mancher Inseln des Nördlichen Eismeers, in Neusibirien etc. Die Eingebornen glauben, daß das Tier noch wie ein Maulwurf unter der Erde lebe und durch die Luft getötet werde. Auch im mittlern Europa finden sich Mammutreste hier und da massenhaft, so sollen bei Kannstatt 1700 an 60 Stoßzähne ausgegraben worden sein. Bei Happisburgh in Norfolk sollen die Fischer beim Austernfischen in 13 Jahren 2000 Backenzähne heraufbefördert haben. Zwischen den Zähnen des gleichalterigen Nashorns fand Brandt die Reste von Fichtenzweigen und -Nadeln, die wahrscheinlich auch das Futter des nordischen Elefanten waren. Das lange bezweifelte gleichzeitige Vorkommen des Mammuts mit den ältesten, nur rohe Steinwaffen führenden, zumeist wohl Höhlen bewohnenden Menschen ist neuerdings sehr wahrscheinlich geworden. In der Grotte von Madelaine (Périgord) fand man eine prähistorische Darstellung eines Mammuts auf einem Stoßzahn eines solchen Tiers, doch wird die Echtheit des Fundstücks stark angezweifelt. – Das fossile Elfenbein, ein sehr wichtiger Handelsartikel, stammt ausschließlich von dem hochnordischen, besonders neusibirischen, echten M. Vgl. Brandt, Über die Naturgeschichte des Mammuts (Petersb. 1866); Howorth, The mammoth and the flood (Lond. 1887).