Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mamelucken“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 172
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Mamelucken. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 172. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mamelucken (Version vom 05.12.2023)

[172] Mamelucken (Mamlukken, arab., „Sklaven“), die Leibwache orientalischer Herrscher. Schon der Kalif Almutassim (833–842) hatte eine Leibwache von 70,000 Mann. Im 13. Jahrh. kaufte der Sultan Nedschem Eddin (Ejub) von Ägypten von den Mongolen 12,000 Kriegsgefangene aus Turan und dem Kaukasus und bildete hieraus das Korps der M., die wegen ihrer kriegerischen Tüchtigkeit bald allgemein gefürchtet waren, aber ebenso oft auch ihren eignen Herren durch ihre Einmischung in die Regierungsangelegenheiten und ihre Neigung zu Empörungen lästig wurden. Als Moadham III. Turan Schah 1250 mit dem Kreuzfahrerheer Ludwigs IX. von Frankreich einen Vertrag abschloß, ohne vorher die M. zu Rate zu ziehen, ermordeten ihn diese und wählten an seine Stelle aus ihrer Mitte Moos Ibegh (Eibek), womit die Herrschaft der M. in Ägypten begann. Der Dynastie der Bahariden folgte 1382 die der Bordschiten. Als 1517 Selim I. Ägypten eroberte, setzte er zwar einen Pascha über das Land, mußte aber auch die 24 Mameluckenbeis als Statthalter der verschiedenen Provinzen des Landes fortbestehen lassen, und diese rissen denn auch bald wieder die ganze Regierungsgewalt an sich. Seit der Mitte des 18. Jahrh. übten die M. durch ihre Anzahl und ihre Reichtümer ein solches Übergewicht im Land aus, daß der von der Pforte ernannte Pascha ganz von ihnen abhing, fast alle höhern Staatsämter in ihrem Besitz waren und ihre Beis, besonders seit Ali Bei (1763–73), fast unumschränkte Beherrscher Ägyptens waren. Die Zahl der durch ganz Ägypten zerstreuten M. betrug ungefähr 10–12,000, und sie ergänzten sich meist durch kaukasische Sklaven. Erst Napoleons I. Feldzug nach Ägypten (1798–99) brach ihre Macht. Sie wurden unter ihren mächtigsten Beis, Murad und Ibrahim, mehreremal geschlagen, vor allem in der berühmten Pyramidenschlacht 21. Juli 1798. Napoleon nahm auch eine Anzahl M. in seinen Dienst und brachte sie mit nach Frankreich, wo sie seit 1804 in ihrem orientalischen Kostüm eine Kompanie der kaiserlichen Garde bildeten. Zwar wollten die M. nach dem Abzug der Franzosen ihre soldatische Herrschaft erneuern; der Pascha Mehemed Ali zwang sie jedoch zur Unterwerfung und ließ dann ihre Häupter, die er zu einer Feierlichkeit eingeladen hatte, 470 an der Zahl, treulos ermorden (1. März 1811). Vgl. Quatremère, Histoire des sultans mamlouks, traduite de Makrizi (Par. 1837–41, 4 Bde.).