MKL1888:Malaiische Sprache und Litteratur

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Malaiische Sprache und Litteratur“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 141142
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Malaiische Sprache und Litteratur. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 141–142. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Malaiische_Sprache_und_Litteratur (Version vom 29.11.2023)

[141] Malaiische Sprache und Litteratur. Die malaiische Sprache, ursprünglich Landessprache auf der Halbinsel Malakka und in einem Teil der Insel Sumatra, hat sich seit der Mitte des 13. Jahrh. durch Einwanderung von Malaien über einen großen Teil des Indischen Archipels verbreitet und ist gegenwärtig allgemeine Verkehrs- und Handelssprache für ganz Australasien (s. Malaien). Unter indischem Einfluß zur Schriftsprache ausgebildet und mit Sanskritwörtern bereichert, nahm sie seit dem Eindringen des Islam viele andre, namentlich arabische und portugiesische, Bestandteile in sich auf. Die malaiische Sprache, welche von etwa 4 Mill. Menschen gesprochen wird, bedient sich jetzt der arabischen Schriftzeichen; vor der Annahme des Islam besaßen die Malaien eine Form der indischen Schrift, die in einzelnen Gegenden im Palembangschen noch gebräuchlich ist. Der im Hochland Mittelsumatras gesprochene Dialekt wird nach dessen Sitz, dem ehemaligen Reich Menangkabau, gewöhnlich Menangkabau-Malaiisch genannt. Neuere Grammatiken lieferten Crawfurd (Lond. 1852), Roorda van Eysinga (Nieuwediep 1856), de Hollander (4. Aufl., Breda 1874), Pijnappel (Haag 1866) und Klinkert (Leid. 1882); Wörterbücher: de Wilde (Amsterd. 1841), Roorda van Eysinga (13. Aufl., Haag 1869), Crawfurd (Lond. 1852), de Wall (Batav. 1872; bearbeitet von van der Tuuk, das. 1877–84), Pijnappel (Haarl. 1875), Swettenham (Lond. 1886–87, 2 Bde.).

Die malaiische Litteratur ist ziemlich umfangreich und vielseitig. Unter den Werken der Kunstpoesie ist die Dichtung „Bidasari“ (hrsg. von Hoevell, Batav. 1843; von Favre, Wien 1875; von Klinkert, Leid. 1886) die berühmteste und beliebteste. Auch die meisten javanischen Dichtungen (s. Javanische Sprache und Litteratur), welche indische Stoffe behandeln, sind in malaiischer Bearbeitung vorhanden, so die Geschichte der fünf Pandawa, die des Rama („Sri Rama“, hrsg. von Roorda van Eysinga, Amsterd. 1843). Unter den romantischen Dichtungen, welche nationale Stoffe behandeln, sind hervorzuheben: die Dichtung „Ken-Tambuhan“ (hrsg. von de Hollander, Leid. 1856; von Klinkert, das. 1886); die Geschichte von Indra Laksana; die Geschichte des Sultans Ibrahim, Fürsten von Eirak (hrsg. von Lenting, Breda 1846); die Geschichte des Sultans Abd ul Muluk von Ali Hadschi, Fürsten von Riouw (hrsg. von Roorda van Eysinga, Batav. 1848), dessen Spruchgedichte Netscher (das. 1854) herausgab. Eine Erzählung im Menangkabau-Dialekt ist „Prinses Balkis“ (hrsg. von Gerth van Wijk, Batav. 1881). Die weitverbreitete indische Fabelsammlung „Kalila und Dimnah“ ist auch in malaiischer Bearbeitung vorhanden (hrsg. von Gonggrijp, Leid. 1876), ebenso das indische Pantschatantra („Pandjatandaran“, hrsg. von van der Tuuk, das. 1866). Reich ist die Geschichte vertreten. Außer verschiedenen Werken über die Geschichte des malaiischen Volkes überhaupt gibt es Chroniken aller malaiischen Staaten, sowohl auf Sumatra und Malakka als auf den übrigen Inseln des Archipels, z. B. von Atschin (franz. von Dulaurier, Par. 1829), von Dschohor, Sambas und Sukadana (hrsg. von Netscher in der „Tijdschrift voor Taal-, Land- en Volkenkunde van Nederlands Indië“, Bd. 1, Batav. 1853) u. a. Die Seerechte, von denen einige bis ins 12. Jahrh. hinaufreichen, sind gesammelt von Raffles und dann von Dulaurier (Par. 1845). Ein Handbuch über mohammedanisches Recht gab Meursinge (Amsterd. 1844) heraus. In neuerer Zeit lieferte der gebildete [142] Malaie Abdullah ibn Abd ul Kadir von Malakka (gest. 1854) Reiseberichte, geographische und statistische Beschreibungen einzelner Länder und besonders eine merkwürdige Autobiographie. Die mohammedanisch-theologische Litteratur besteht fast nur aus Übersetzungen arabischer Werke. Das Neue Testament wurde schon im 17. Jahrh. von Brouwer ins Malaiische übersetzt (Amsterd. 1668); die Übersetzung der ganzen Bibel von Leidekker und van der Vorm erschien daselbst 1733 (seitdem öfter; neue Ausg. von Willmet, Haarl. 1824, 3 Bde.). Vgl. Dulaurier, Mémoires, lettres et rapports relatifs au cours de langues malaye et javanaise (Par. 1843).