Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Malabar“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 138
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Malabar. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 138. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Malabar (Version vom 19.11.2023)

[138] Malabar, Küstenstrich im SW. der vorderind. Halbinsel, zwischen den Westghats und dem Meer und den Kaps Dilli (12° 3′ nördl. Br.) und Komorin, 540 km lang, umfaßt die Tributärstaaten Kotschin, Travankor und den zur Präsidentschaft Madras gehörigen Distrikt M., ein Areal von 35,886 qkm (652 QM.) mit (1881) 5,366,471 Einw. Andre rechnen zu M. auch den Distrikt Südkananor, weisen ihm also als Nordgrenze den 14.° nördl. Br. an. Die Küste ist niedrig; hinter ihr und parallel mit ihr laufend ziehen sich, durch schmale Kanäle verbunden, Lagunen hin, welche der Binnenschiffahrt dienen. Durchaus gleichförmig, hat sie nur wenige schlechte Häfen (Kotschin, Beipur, Kananor), und die Flüsse können dem Verkehr nicht dienen, richten vielmehr zur Zeit der Hochfluten große Verheerungen an. Die Bevölkerung gehört dem Drawidastamm an, der herrschende Stamm sind die aristokratischen Nair; am interessantesten aber sind die teils mohammedanischen, teils christlichen Mopla, welche wahrscheinlich arabisches Blut in ihren Adern haben und einen stark entwickelten Unabhängigkeitssinn zeigen, der zu wiederholten Aufständen führte und 1853 ein Ausnahmegesetz nötig machte. Das Christentum, zu dem sich ein Zehntel der Bevölkerung bekennt, fand bereits durch den Apostel Thomas Eingang; 1881 zählte man hier 678,099 Christen (498,542 in Travankor, 136,361 in Kotschin, 43,196 im Distrikt M.), welche dem römisch-katholischen, syrischen und protestantischen Glaubensbekenntnis angehören. Auch zählt M. einige interessante Judengemeinden. Außer 500,000 Tschanar in Travankor sprechen sämtliche Einwohner das Malayalam, in welcher Sprache die Missionäre bereits eine belehrende Litteratur geliefert haben. Der britische Distrikt M., die nördlichste Strecke des Küstenstrichs, 14,931 qkm (272 QM.) groß mit (1881) 2,365,035 Einw., wird der Garten Indiens genannt; Kaffee (jährlich etwa 3 Mill. Pfd.), Pfeffer (jährliche Ausfuhr 5 Mill. Mk.), Kokosnüsse (2½ Mill. Mk.), Ingwer, Arrowroot, Arekanüsse, Zimt etc. werden in Fülle erzeugt. Die Industrie wird fast nur durch die Fabrikate der deutschen Mission (Stoffe, Ziegel u. a.) in Kalikat und Kananor vertreten. Einige Bedeutung hat aber die Fischerei. Der gesamte jährliche Handelsumsatz beziffert sich auf 80 Mill. Mk. Eine Eisenbahn von Beipur nach Madras durchschneidet den südlichen Teil des Distrikts. Hauptstadt ist Kalikat. – Als Vasco da Gama 1498 hier zuerst landete, fand er M. in eine große Menge kleiner Staaten zersplittert, aber infolge der Eifersucht der arabischen Händler konnten die Portugiesen erst von 1505 ab festen Fuß in M. fassen. Sie legten Faktoreien in Kalikat, Kananor und Kotschin an, verloren indes die beiden letzten 1656–63 an Holland. An die Stelle dieses trat bald England, das 1664 hierher Handel zu treiben begann, 1708 die erste Niederlassung bei Talatscheri errichtete und im Kampf gegen die seit 1720 zu Mahé etablierten Franzosen, Haider Ali und Tippu Sahib den ganzen jetzigen Distrikt erwarb. S. Karte „Ostindien“.