MKL1888:Malákka
[142] Malákka (Malaiische Halbinsel), lange und schmale Halbinsel Hinterindiens, zwischen dem Chinesischen Meer (Meerbusen von Siam) und dem Indischen Ozean, insbesondere der Straße von M., welche sie von Sumatra scheidet, erstreckt sich von 13° 31′ bis 1° 22′ nördl. Br. und hat ihre stärkste Zusammenschnürung (70 km) im Isthmus von Kra an der Nordgrenze, ihre größte Breite (330 km) in Perak unter 5° nördl. Br. (s. Karte „Hinterindien“). Die flachen, von Mangroven weit ins Land hinein bedeckten Küsten, in welche nur die erweiterten Flußmündungen tiefere Einschnitte machen, werden von vielen Inseln besäumt, unter welchen an der Westseite Salanga oder Dschunk Ceilan, Lantar, [143] Trotto, Lankawi, Pinang, an der Südküste Singapur, an der Ostküste Tioman, Groß-Redang und die Samuiinseln die bemerkenswertesten sind. Die Halbinsel wird in ihrer ganzen Länge von meist einander parallel laufenden Gebirgsketten aus Granit, Schiefer, Kalkstein und Basalt durchzogen, welche eine Höhe von 2000 m, an einer Stelle von 3600 m erreichen und von mehreren tiefen Einsenkungen durchbrochen werden. Die meisten Flüsse sind nicht schiffbar und werden nur zur Bewässerung benutzt; doch wird der Bernam 125 km weit und der Perak fast in seiner ganzen Länge von malaiischen Fahrzeugen befahren; Dampfer von 600 Ton. können nur bis Durian Sebatang hinaufgehen. Das Klima ist heiß und feucht und, selbst in größern Höhenlagen, ungesund; von einem solchen Unterschied in den Jahreszeiten, wie man ihn sonst in gleichen Breiten gewahrt, findet sich hier keine Spur. Die Ostküste wird bisweilen von Cyklonen heimgesucht. Die Wälder enthalten zahlreiche kostbare Holzarten, den Teakbaum, Sandelholz, Ebenholz, den Zimtbaum, Kampferbaum, mehrere Guttapercha liefernde Bäume; sie werden aber leider in rücksichtslosester Weise verwüstet. Auf dem nicht sehr reichen Kulturboden werden Reis, Zuckerrohr, Baumwolle, Tabak, Pfeffer und Kokosnüsse gewonnen; in Perak und im Thal des Selangor sind Thee- und Kaffeepflanzungen angelegt worden. Die Tierwelt ist vertreten durch den Königstiger, das Rhinozeros, den Elefanten, Büffel, eine Bärenart, Hirsche, Affen, zahlreiche Vögel, Krokodile, Schlangen. Der Mineralreichtum ist ein sehr großer. Zinn findet man überall in geringer Tiefe; in Perak allein sind 20,000 Menschen bei den Gruben beschäftigt, welche 1884: 10,272 Ton. Zinn lieferten. Gold ist gleichfalls sehr weit verbreitet (Jahresertrag 800–900 kg); ebenso findet sich Silber, seltener Eisen; auf dem Isthmus von Kra wurde 1882 Steinkohle entdeckt. Die Bevölkerung, deren Zahl etwa 1 Mill. beträgt, besteht aus wenigen Negrito im Innern, Siamesen oder Thai nördlich vom 7. Breitengrad und zivilisierten Malaien im S. davon, während in den Berggegenden im Innern die wilden Stämme der Oran Binua, Oran Utan, Oran Bukit u. a. hausen. Dazu kommen noch Chinesen, Hindu, Europäer, Araber. Politisch ist die Halbinsel verteilt zwischen dem Königreich Siam, einigen unabhängigen Staaten und den Engländern, deren Besitzungen als Straits Settlements (s. d.) zusammengefaßt werden, und von denen noch einige Staaten als Schutzstaaten abhängen:
QKilom. | Einwohner | |
Tributärstaaten von Siam | 99974 | 180000 |
Unabhängige Staaten (Pahang, Dschohor und Negri Sembilan) |
51800 | 180000 |
Straits Settlements | 3742 | 540000 |
Britische Schutzstaaten (Perak, Selangor und Sunghei Udschang) |
34965 | 174000 |
Die Industrie ist meist in den Händen der Chinesen und beschäftigt sich mit der Herstellung von Seidenstoffen, Kris, Zucker, Kokosöl, Harz etc. Die Straßen werden in den englischen Besitzungen und in Perak gut erhalten; 1884 wurde eine Eisenbahn zwischen Taipong, der Hauptstadt von Perak, und Port Wold eröffnet. Als Geld laufen Rupien und Zinnmünzen um. – Die Halbinsel M. wird schon von Ptolemäos als Goldene Chersones (wegen ihres Goldreichtums) erwähnt. Die Portugiesen nahmen 1511 die Stadt M., die 1641 in den Besitz der Holländer überging. 1786 erwarb die Britisch-Ostindische Kompanie die Insel Pinang durch Kauf, und 1824 erlangte die britische Regierung den Besitz der Stadt M. gegen Abtretung einiger Posten auf Sumatra an Holland; zur selben Zeit erwarb sie Singapur. Vgl. Bird, The Golden Chersonese (Lond. 1884).