Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mailáth“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 113114
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Mailáth. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 113–114. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mail%C3%A1th (Version vom 21.11.2023)

[113] Mailáth (Majláth), 1) Georg von, ungar. Staatsmann, geb. 22. April 1786 zu Zavar im Preßburger Komitat, 1817 erster Vizegespan des Preßburger Komitats, 1819 zweiter Kommissar für Siebenbürgen, 1821 Statthaltereirat, 1822 Protonotar der königlichen Tafel, wirkte 1832–39 als Staatsrat in Wien und ward 1839 zum Judex curiae von Ungarn, 1848 zum Präsidenten des Oberhauses der Pester Nationalversammlung ernannt, legte diese Stelle aber bald freiwillig nieder und starb 11. April 1861 in Wien.

2) Johann, Graf, österreich. Geschichtschreiber und Dichter, Verwandter des vorigen, geb. 3. Okt. 1786 zu Pest, Sohn des Grafen Joseph M., k. k. Staats- und Konferenzministers (geb. 1735, gest. 1810), studierte in Erlau Philosophie, in Raab die Rechte und trat bald in den Staatsdienst, welchen er aber nach zehn Jahren wegen eines Augenübels verlassen mußte. Wiederhergestellt, widmete er sich hinfort in Wien litterarischen Beschäftigungen, siedelte später nach München über und ertränkte sich mit seiner Tochter 3. Jan. 1855 aus Nahrungssorgen im Starnberger See. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: „Koloczaer Kodex altdeutscher Gedichte“ (mit Köffinger, Pest 1818); „Altdeutsche Gedichte, neudeutsch bearbeitet“ (Stuttg. 1819); „Gedichte“ (Wien 1824); „Magyarische Sagen, Märchen und Erzählungen“ (Brünn 1825; 2. Aufl., Stuttg. 1837); „Magyarische Gedichte, ins Deutsche übersetzt“ (das. 1825); „Himfys (d. h. Alex. v. Kisfaludys) auserlesene Liebeslieder, aus dem Ungarischen übersetzt“ (mit dem Originaltext, Pest 1829; 2. Aufl., ohne denselben, 1831); „Geschichte der Magyaren“ (Wien 1828–31, 5 Bde.; 2. Aufl., Regensb. 1852–53); „Neuere Geschichte der Magyaren“ (das. 1854, 2 Bde.); „Der ungarische Reichstag von 1830“ (Pest 1831); „Geschichte der Stadt Wien“ (Wien 1832); „Das ungarische Urbarialsystem“ (Pest 1838); „Die Religionswirren in Ungarn“ (Regensb. 1845, 2 Bde.; Nachträge 1846). Sein Hauptwerk ist die „Geschichte des österreichischen Kaiserstaats“ (Hamb. 1834–50, 5 Bde.).

3) Georg von, ungar. Politiker, Sohn von M. 1), geb. 1818 zu Preßburg, begann seine amtliche Karriere im Dienste des Baranyaer Komitats, von welchem er 1839 und 1843 zum Deputierten gewählt wurde. Nach dem Landtag 1843 zum Administrator, 1848 zum Obergespan des genannten Komitats ernannt, zog er sich im Lauf der Revolution ins Privatleben zurück; betrat aber später wieder die politische Laufbahn, indem er 1859 am verstärkten Reichsrat hervorragenden Anteil nahm, ward 1866 zum ungarischen Hofkanzler und später zum Judex curiae, Juli 1865 zum Präsidenten der Magnatentafel ernannt. Er wurde 29. März 1883 in Pest von Raubmördern [114] auf grausame Weise umgebracht. Vgl. Szécsen, Denkrede auf Georg von M. (Budap. 1884).