Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mahdi“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 97
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Mahdi. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 97. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mahdi (Version vom 21.11.2023)

[97] Mahdi, der von den Moslems erwartete Prophet, der, von Allah gesandt, das Werk Mohammeds vollenden, die Ungläubigen bekehren oder vernichten und eine gerechte Verteilung aller Güter herbeiführen wird (vgl. Darmesteter, Le M. depuis les origines de l’Islam, etc., Par. 1885). Für einen solchen Sendling Allahs gab sich ein Ägypter 1881 im ägyptischen Sudân aus. Er hieß Mohammed Achmed, wurde in Ägypten geboren, zu Kairo in der Schule des Chedive Abbas erzogen und dank seinen Talenten zum Generalrechnungsführer im Sudân ernannt. Hier leistete er der ägyptischen Regierung gute Dienste, bis ihn ein Streit mit dem Gouverneur zum Austritt aus seinem Amt zwang. Er begann jetzt einen Handel mit Sklaven, Elfenbein und Straußfedern und schwang sich bald zum Haupte der Sklavenhändler auf. Er behauptete sich gegen alle Versuche der Ägypter, ihn gefangen zu nehmen, und sammelte allmählich, zum Teil aus Überläufern von dem ägyptischen Heer, eine große Schar Anhänger um sich. Der Chedive Ismael Pascha suchte ihn als falschen Propheten zu brandmarken, was seine Anhänger veranlaßte, ihn für den wirklichen Propheten oder M. zu erklären. Die Wirren in Ägypten 1882 begünstigten die Ausbreitung seiner Macht in Kordofan. Nach dem Sieg der Engländer strömten ihm viele Unzufriedene zu, und so verstärkt, konnte er sich im Januar 1883 der Hauptstadt Kordofans, El Obeid, bemächtigen und das ägyptische Heer unter Hicks Pascha 3. Nov. bei Kaschgil vernichten. Durch diesen Sieg stieg das Ansehen des M. bedeutend; viele Stämme fielen ihm zu. Der neue Generalgouverneur des Sudân, Gordon, suchte ihn 1884 vergeblich für sich zu gewinnen. Er starb 21. Juni 1885 in Omdurman an den Blattern.