Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Magelōne“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 62
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Magelōne. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 62. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Magel%C5%8Dne (Version vom 22.11.2023)

[62] Magelōne (Maguelonne), die Heldin eines alten, fast in alle europäischen Litteraturen übergegangenen Ritterromans, war die Tochter eines Königs von Neapel und wurde von ihrem Geliebten, Peter von Provence, entführt. Während sie in einem Wald entschlummert liegt, raubt ein Rabe den roten Zindel mit den drei von Peter ihr geschenkten Ringen und fliegt übers Meer davon. Peter, ihm nacheilend, wirft sich in einen Kahn, wird aber durch einen Sturm verschlagen und fällt Seeräubern in die Hände. M. sucht nach ihrem Erwachen lange den Geliebten und erbaut endlich auf einer Insel an der Küste der Provence ein Kirchlein und ein Hospital, das bald berühmt wird. Peter, aus der Sklaverei endlich zurückkehrend, landet krank auf jener Insel, findet Pflege im Hospiz, erkennt hier die Geliebte wieder und wird nun mit ihr vereint. Die Sage soll zuerst von Bernard de Treviers gegen 1180 in einem provençalischen Gedicht behandelt worden sein; dann wurde sie zu einem französischen Prosaroman umgearbeitet, der zuerst 1457, zuletzt in der „Bibliothèque bleue“ (1775) erschien und zum Volksbuch wurde. Die deutsche Bearbeitung von Veit Warbeck erschien zuerst Augsburg 1535; sie wurde auch in Simrocks sowie in Marbachs „Deutsche Volksbücher“ aufgenommen.