Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Maffēi“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 54
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Maffēi. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 54. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Maff%C4%93i (Version vom 20.11.2023)

[54] Maffēi, 1) Giovanni Pietro, gelehrter Jesuit, geb. 1536 zu Bergamo, bildete sich in seiner Vaterstadt und in Rom, ward 1563 Professor der Beredsamkeit zu Genua und 1564 Sekretär der Republik, trat aber 1565 zu Rom in den Jesuitenorden ein; er starb 20. Okt. 1603 in Tivoli. Er schrieb: „Das Leben des Ignatius Loyola“ (Vened. 1585) und „Historiarum indicarum libri XVI“ (Flor. 1588; beste Ausg., Köln 1593), wozu er die meisten Materialien in Portugal gesammelt hatte, und eine nicht beendete „Geschichte des Pontifikats Gregors XIII.“ (hrsg. von Coquetines, Rom 1743, 2 Bde.). Gesamtausgabe seiner Werke Bergamo 1747, 2 Bde.

2) Francesco Scipione, Marchese di, ital. Dichter, geb. 1. Juni 1675 zu Verona, machte seine Studien im Jesuitenkollegium zu Parma und begab sich 1698 nach Rom, wo er durch fleißiges Studium der großen Meister der italienischen Poesie, besonders Dantes, seinen Geschmack bildete und Mitglied der Akademie der Arkadier wurde. In den Jahren 1703 und 1704 machte er als Freiwilliger in der bayrischen Armee mehrere Feldzüge im spanischen Erbfolgekrieg mit und ließ sich nach seiner Rückkehr in Verona nieder. Mit Apostolo Zeno und Valisnieri gründete er 1709 in Padua das „Giornale de’ letterati d’Italia“, zog sich aber bald wieder von der Redaktion zurück und begab sich nach Turin, wo er sich mit antiquarischen Untersuchungen beschäftigte. Die Bekanntschaft mit dem berühmten Schauspieler Riccoboni veranlaßte ihn, auf eine Hebung der damals tief gesunkenen italienischen Bühne hinzuarbeiten. In diesem Sinn schrieb er seine berühmte Tragödie „Merope“ (1714), später das Lustspiel „La cerimonia“ und veranstaltete in seinem „Teatro italiano“ (Verona 1723–25, 3 Bde.) eine Sammlung der besten ältern italienischen Theaterstücke. Seit 1718 beschäftigte ihn vorzugsweise die Geschichte seiner Vaterstadt; aus diesen Studien ging sein ausgezeichnetes Werk „Verona illustrata“ (Verona 1731–32, 2 Bde.; neue Ausg., Mail. 1825–27, 4 Bde.) hervor. Nach Beendigung desselben verweilte er vier Jahre in Paris, bereiste dann England, Holland und Deutschland und ließ sich nach seiner Rückkehr dauernd in seiner Vaterstadt nieder, wo er 11. Febr. 1755 starb. Die Zahl seiner antiquarischen Schriften ist sehr groß. Eine Ausgabe seiner sämtlichen Werke erschien in 21 Bänden (Vened. 1790).

3) Giuseppe, Ritter von, Litterarhistoriker, geb. 27. Mai 1775 zu Cles bei Trient, studierte in Salzburg Theologie, erhielt 1798 die Priesterweihe, wurde 1805 Professor der italienischen Litteratur an der dortigen Universität und wirkte in gleicher Stellung seit 1826 zu München. Sein Hauptwerk ist die „Storia della letteratura italiana“ (Mail. 1825, 3 Bde.; 3. Aufl., Flor. 1853, 4 Bde.). Auch übersetzte er Dramen von Iffland und Kotzebue sowie Schmids Jugendschriften ins Italienische; starb 15. Mai 1859.

4) Andrea, Cavaliere, ital. Dichter, besonders als Übersetzer berühmt, geb. 1802 zu Riva di Trento am Gardasee, kam, 15 Jahre alt, nach München, wo er sich eine gründliche Kenntnis des Deutschen aneignete, und trat bereits 1818 zu Mailand mit einer Übersetzung von Geßners Idyllen ins Italienische hervor, die mehrmals aufgelegt wurde. Später wendete er sich den Dramen Schillers zu und lieferte zuerst „La sposa di Messina“ (Mail. 1827), dann „Maria Stuarda“ (1829) und weiterhin die übrigen Stücke (Gesamtausgabe, Mail. 1844). Diese Schiller-Übersetzung gilt in Italien allgemein für ein klassisches Werk. Auch ausgewählte lyrische Dichtungen Schillers sowie Goethes „Faust“, „Hermann und Dorothea“, „Iphigenia“ und mehrere Romanzen übertrug M. Gleicherweise gab er eine Übersetzung des „Verlornen Paradieses“ (Turin 1857, Flor. 1863), mehreres von Moore: „Il paradiso e la Peri“, „Gli amori degli angeli“ u. a., sowie zahlreiche Dichtungen von Byron: „Il prigioniero di Chillon“, „Caino“, „Manfredo“ etc., heraus. Die Sammlung seiner eignen Gedichte (Flor. 1858–60, 3 Bde.; Auswahl 1869), welcher eine Sammlung: „Dal Benaco“ (Mail. 1854), vorausgegangen war, enthält manche wertvolle Bereicherung der italienischen Lyrik. M. lebte in unabhängiger Stellung meistens in der Zurückgezogenheit seines Heimatsortes und starb 27. Nov. 1885 in Mailand.