Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Madvig“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 53
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Madvig. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 53. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Madvig (Version vom 20.11.2023)

[53] Madvig, Johan Nikolai, ausgezeichneter Philolog und dän. Staatsmann, geb. 7. Aug. 1804 zu Svaneke auf Bornholm, vorgebildet auf der gelehrten Schule zu Frederiksborg auf Seeland, studierte 1820 bis 1825 in Kopenhagen, wurde 1826 an der dortigen Universität Dozent, 1829 Professor der lateinischen Sprache und Litteratur, 1848 daneben Unterrichtsinspektor der gelehrten Schulen. Im Oktober d. J. in den dänischen Reichstag gewählt, gehörte er zum Zentrum und übernahm im November 1848 das Portefeuille des Kultus, legte dasselbe aber im Dezember 1851 nieder und trat in seine frühern Ämter als Universitätsprofessor und Unterrichtsinspektor zurück. Doch entwickelte er auch ferner als Wortführer der nationalliberalen Partei im Folke- und Landsthing sowie seit 1855 mehrfach als Präsident des Reichstags eine rege politische Thätigkeit. Er starb erblindet 13. Dez. 1886. Durch seine philologischen Arbeiten erwarb er sich bald den Ruf eines der scharfsinnigsten und gründlichsten Kritiker. Auf Cicero beziehen sich: „De Asconii Pediani commentariis in Ciceronis orationes“ (Kopenh. 1828), „Emendationes in Ciceronis libros philosophicos“ (das. 1828), „Epistola critica ad Orellium de orationibus Verrinis“ (das. 1828), die trefflichen Ausgaben von: „De finibus bonorum et malorum“ (das. 1839, 3. Aufl. 1876) und „Cato major et Laelius“ (das. 1835, 2. Aufl. 1869) sowie die Rezension zwölf ausgewählter Reden (das. 1830, 4. Aufl. 1858). Für Livius lieferte er: „Emendationes Livianae“ (Kopenh. 1860, 2. Aufl. 1876) und im Anschluß daran mit Ussing eine Gesamtausgabe (das. 1861–65, 4 Bde.; zum Teil schon in 4. Aufl.). Zahlreiche Emendationen zu verschiedenen Schriftstellern bot er in den „Adversaria critica ad scriptores graecos et latinos“ (Kopenh. 1871–84, 3 Bde.). Die grammatischen Studien förderte er in der „Latinsk Sproglaere til Skolebrug“ (Kopenh. 1841, 7. Aufl. 1881; deutsch zuletzt von Genthe, Braunschw. 1877) sowie in der „Graesk Ordföiningslaere“ (Kopenh. 1846, 2. Aufl. 1857; deutsch: „Syntax der griechischen Sprache“, 2. Aufl., Braunschw. 1884). Seine letzten Werke sind: „Die Verfassung und Verwaltung des römischen Staats“ (Kopenh. u. Leipz. 1881–82, 2 Bde.) und die Selbstbiographie: „Livserindringer“ (das. 1887). Seine akademischen Gelegenheitsschriften und kleinern Arbeiten, zum Teil von größter Bedeutung, sind gesammelt in: „Opuscula academica“ (Kopenh. 1834–1842, 2 Bde.; 2. Aufl. 1887) und „Kleine philosophische Schriften“ (Leipz. 1875).