Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Madrigāl“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 52
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Madrigāl. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 52. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Madrig%C4%81l (Version vom 20.11.2023)

[52] Madrigāl (ital.), eine vorzeiten sehr beliebte kleine lyrische Dichtungsform, meist erotischen Inhalts, in der Regel mit drei mehrfach verschlungenen Reimen und epigrammatischer Wendung. Das Versmaß war meist iambisch und die Anzahl der Zeilen gewöhnlich nicht unter 6 und nicht über 13. Seine Entstehung verdankt das M. den Provençalen, seine weitere Ausbildung den Italienern; von ihnen kam es frühzeitig auch nach Deutschland, wo es lange Zeit eifrige Pflege fand. Die bedeutendsten Madrigalendichter sind: die Italiener Petrarca und Tasso, die Franzosen de Montreuil, Lainez, Moncrif, die Deutschen Hagedorn, Götz, Gotter, Voß, Manso, Goethe, A. W. Schlegel. Vgl. Strümpell, Das französische M. vom 16. bis zum 19. Jahrhundert (Braunschw. 1873). – In der Musik ist M. das eigentliche Kunstlied des 16. Jahrh., d. h. da jene Zeit das einstimmige begleitete Lied nicht kannte, das (meist drei- bis sechsstimmige) Chorlied, das sich von der volksmäßigern, in Rhythmik und Kontrapunktierung einfachern Kanzonette, Villanelle, Frottola etc. durch eine kunstvollere Faktur unterschied. Das M. ist daher der eigentliche Repräsentant der Kammermusik des 16. Jahrh. und als der älteste Madrigalenkomponist Arcadelt (s. d.) zu bezeichnen. Das M. wurde indirekt auch zum Ausgangspunkt der begleiteten Monodie und der Instrumentalmusik, da man beliebte Madrigale derart für Laute (auch für Klavier) bearbeitete, daß eine Stimme (der Tenor oder Sopran) gesungen, die andern dagegen, so gut es ging, auf dem Instrument ausgeführt wurden.