Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Madonnenbilder“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Madonnenbilder“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 11 (1888), Seite 46
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Marienbildnis
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Madonnenbilder. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 46. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Madonnenbilder (Version vom 20.11.2023)

[46] Madonnenbilder (Marienbilder), gemalte und plastische Darstellungen der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind, welche in der Geschichte der christlichen Kunst eine sehr bedeutsame Stelle einnehmen. Die Legende erzählt, daß der Evangelist Lukas das erste Bild der Madonna mit dem Kind nach dem Leben (s. Lukasbild) gemalt haben soll, weshalb er in mittelalterlichen Bildern in dieser Thätigkeit dargestellt wird. Die ersten Bilder der Mutter Jesu finden sich, doch nur vereinzelt, in Katakombenbildern des 2. und 3. Jahrh. Erst seit dem 5. Jahrh. wurden die M. häufiger, und von da ab machte sie die byzantinische Malerei allgemein. Doch ist die Mehrzahl dieser M. durch den Bildersturm vernichtet worden. Aus den Fesseln byzantinischer Starrheit befreite Cimabue zu Ende des 13. Jahrh. die M., und von da ab hat die italienische Malerei und Plastik ihre höchste Aufgabe in Madonnenbildern gesehen, bis Raffael den Typus der Madonna mit dem Kind in zahlreichen Gemälden (Madonna della Sedia, Sixtinische Madonna) zur Vollendung brachte (vgl. auch Heilige Familie). Dem italienischen Schönheitskultus trat bald das schlicht-bürgerliche Empfinden der deutschen Kunst (Dürer und Holbein) gegenüber, in welcher der Marienkultus seinen tiefsten und reinsten Ausdruck gefunden hat. Hier sind besonders der unter dem Namen „das Marienleben“ bekannte Cyklus von Holzschnitten von Dürer und die Madonna des Bürgermeisters Meyer von H. Holbein dem jüngern zu nennen. Eine in der mittelalterlichen Kunst beliebte cyklische Darstellung waren auch die sieben Freuden und die sieben Schmerzen der Maria. Besondere Gruppen bilden die Darstellungen der Madonna mit dem Kind, als Himmelskönigin auf dem Halbmond schwebend (nach Offenbar. Joh., Kap. 12), und die Madonna mit dem Leichnam Christi (s. Pietà). Die Madonna allein kommt häufig auf Darstellungen des englischen Grußes, der unbefleckten Empfängnis (Murillo), der Mater dolorosa, des Todes Mariä und der Himmelfahrt Mariä[WS 1] (s. d.) vor. Vgl. Gruyer, Les vierges de Raphael et l’iconographie de la vierge (Par. 1869, 3 Bde.); Rohault de Fleury, La sainte vierge (das. 1878); A. Schultz, Die Legende vom Leben der Jungfrau Maria und ihre Darstellung in der bildenden Kunst des Mittelalters (Leipz. 1879); Erkl, Die Madonna als Gegenstand christlicher Kunstmalerei und Skulptur (Brixen 1883); Fäh, Das Madonnenideal in den ältern deutschen Schulen (Leipz. 1884); v. Schreibershofen, Die Wandlungen der Mariendarstellungen in den Bildern der Kunst (Heidelb. 1886).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Das Stichwort „Himmelfahrt Mariä“ ist nicht vorhanden, siehe unter Himmelfahrt und Marīa 1).