Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Maastricht“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 23
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Maastricht. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 23. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Maastricht (Version vom 21.11.2023)

[23] Maastricht (Maas-Trecht), Hauptstadt der holländ. Provinz Limburg, am Einfluß der Jaar in die Maas, über welche eine 162 m lange steinerne Brücke (1683 erbaut) in die jenseits gelegene Vorstadt Wijk führt, Knotenpunkt der Eisenbahnen Aachen-Antwerpen, Lüttich-M. und M.-Venloo, ist ziemlich regelmäßig und schön gebaut und besitzt zwei schöne öffentliche Plätze: den Vrijthof (Exerzierplatz) und den großen Markt, an deren ersterm der alte merkwürdige gotische Dom (St. Servaas, zum Teil aus dem 11. Jahrh.) mit der Bildsäule Karls d. Gr. (von Geefs) und vielen herrlichen Gemälden (Kreuzabnahme von van Dyck) liegt, während auf dem andern das schöne Rathaus (aus dem 17. Jahrh.) mit Glockenturm steht. Die zweite römisch-kath. Kirche (man zählt deren vier) ist die alte Liebfrauenkirche im spätromanischen Stil (11. Jahrh.) mit zwei Krypten. Die Reformierten besitzen zwei Kirchen, die Lutheraner eine, die Juden eine Synagoge. Ferner sind zu erwähnen: die Hauptwache, der öffentliche Park, das Theater, das Athenäum mit einer damit verbundenen höhern Bürgerschule, die Musikschule, eine Gravier-, Bossier- und Modellierschule u. a. M. gehörte früher zu den am stärksten befestigten Städten Europas und war namentlich mit ausgedehnten Überschwemmungsvorrichtungen versehen; 1871–78 wurden die Werke geschleift, desgleichen die auf dem linken Maasufer am nördlichen Abhang des Pietersbergs liegende Citadelle. Genannter Berg ist noch besonders merkwürdig durch die seit länger als einem Jahrtausend in Betrieb stehenden Sandsteinbrüche mit ihren unterirdischen Gängen. Die Zahl der meist katholischen Einwohner beträgt (1886) 30,489. In industrieller Hinsicht ist die Fabrikation von Glas, Kristall und Töpferwaren bedeutend, speziell die Fabrik von P. Regout; außerdem gibt es Fabriken für Tapeten, Borten, Chemisetten, Waffen, Nägel, Papier etc. Auch treibt die Stadt starken Getreide- und Transithandel, welchem die Schiffahrt auf der Maas und dem nach Belgien führenden Süd-Wilhelmskanal förderlich ist; unter den Bankinstituten sind der Limburgische Kreditverein und eine Hypothekenbank zu erwähnen. – M. ist das Trajectum ad Mosam der Römer und gehörte unter der fränkischen Herrschaft zu Austrasien. Später stand die Stadt unter der gemeinschaftlichen Regierung der Herzöge von Brabant und der Bischöfe von Lüttich. Auf dem Vrijthof wurde 1485 Graf Wilh. v. d. Mark, der „Eber der Ardennen“, enthauptet. Während des niederländischen Befreiungskampfes ward M. 1579 von den Spaniern erobert und geplündert. Von den spätern Belagerungen sind besonders folgende zu nennen, die jedesmal mit der Einnahme der Festung endeten: 1632 von dem Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien, 1673 unter Ludwig XIV. und 1748 und 1794 abermals von den Franzosen. Die letzte Blockade erfuhr es 1814 durch die Schweden. Während der Revolution von 1830 war M. fast die einzige Stadt der südlichen Niederlande, in welcher sich die holländische Besatzung gegen die Belgier behauptete.