Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mäcēnas“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 2930
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Mäcēnas. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 29–30. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:M%C3%A4c%C4%93nas (Version vom 20.11.2023)

[29] Mäcēnas, Gajus Cilnius, Vertrauter des röm. Kaisers Augustus und Gönner der Dichter Horaz und Vergil, stammte aus der alten etruskischen Familie der Cilnier, hielt sich in den römischen Bürgerkriegen zu Octavianus und wurde von demselben zu mehreren wichtigen öffentlichen Geschäften gebraucht. So war er 40 v. Chr. unter den Abgesandten, die zu Brundusium eine Versöhnung zwischen Oktavian und Antonius herbeiführen sollten, und während des Kriegs mit S. Pompejus (38–36) wurde er zweimal nach Rom geschickt, um dort die Ordnung wiederherzustellen. Auch an der Schlacht bei Mylä nahm er teil. Nach beendetem Krieg lebte er während Oktavians Abwesenheit in Rom und leitete, ohne ein öffentliches Amt zu bekleiden, die Staatsangelegenheiten. Nach der Schlacht bei Actium (31), zu der er Oktavianus begleitet hatte, unterdrückte er, nach Rom zurückgekehrt, rechtzeitig den Anschlag des jungen Lepidus (s. d.) und blieb fortan in der unmittelbaren Umgebung des Augustus; doch schlug er alle öffentlichen Ehren und Würden aus und blieb [30] römischer Ritter. Sein Verhältnis zu Augustus benutzte er vielfach, dessen Leidenschaftlichkeit zu mäßigen und andern zu nützen; stets machte er dem Kaiser gegenüber seine abweichende Ansicht mit Freimut geltend. Die ersten Dichter seiner Zeit fanden bei ihm Anerkennung, Fürsorge und Schutz. Vergil wußte er für das ihm bei der Ackerverteilung an Veteranen entrissene väterliche Landgut Ersatz zu verschaffen, wofür ihm die „Georgica“ gewidmet wurden; Horaz schenkte er sein sabinisches Landgut. Den Grundsätzen der Epikureischen Philosophie huldigend, ergab sich M. übrigens dem Lebensgenuß in einem selbst dem damaligen Rom mißfälligen Grad. Er starb 8 v. Chr. Von seinen Schriften haben sich nur Bruchstücke erhalten. Als Gönner der Künstler und Gelehrten ist sein Name (Mäcēn) schon im Altertum sprichwörtlich geworden. Vgl. Frandsen, M., eine historische Untersuchung (Altona 1843).