Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lysándros“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 1617
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Lysándros. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 16–17. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lys%C3%A1ndros (Version vom 21.11.2023)

[16] Lysándros (Lysander), Sohn des Aristokritos, berühmter spartan. Feldherr, aus Heraklidischem Geschlecht, aber Sohn einer Helotin (Mothake) und in Armut aufgewachsen, erhielt 408 v. Chr. den Oberbefehl über die peloponnesische Flotte in Kleinasien. Seitdem war er rastlos bemüht, durch energische Kriegführung und schlaue Politik für Sparta die unbestrittene Herrschaft über Griechenland, namentlich über Athen, für sich selbst aber, nach Umsturz der alten Lykurgischen Verfassung, die höchste Macht in seinem Vaterland zu erlangen. 407 schlug er die Flotte der Athener bei dem Vorgebirge Notion, eroberte Anfang 405 Lampsakos und überfiel an der Mündung des Ägospotamoi die letzte athenische Flotte von 180 Schiffen, deren er sich bemächtigte; 3000 Gefangene ließ er hinrichten und versagte ihnen die Bestattung. Nachdem er sich der von den Athenern abhängigen thrakischen und kleinasiatischen Städte und Inseln bemächtigt und überall unter dem Schutz spartanischer [17] Harmosten oligarchische Regierungen eingesetzt hatte, eroberte er 404 Athen durch Hunger, setzte daselbst die Dreißig Tyrannen ein und beendete damit den Peloponnesischen Krieg. Im Besitz unumschränkter Macht und hohen Ansehens, lebte er gern außerhalb Spartas, wo seine Willkür mancherlei Schranken fand; meist hielt er sich in Kleinasien auf, wo er den Untergang des Alkibiades herbeiführte. Vom Satrapen Pharnabazos der Bedrückung angeklagt, ward er von den Ephoren nach Sparta zurückgerufen, entging aber durch Klugheit der Strafe. Thatenlos verlebte er jetzt eine Reihe von Jahren, bis er nach dem Tode des Königs Agis (397) in dem Streit über die Erbfolge für Agesilaos II. auftrat und diesem zum Thron verhalf. Sein Plan, das erbliche Königtum in Sparta zu stürzen, gelangte nicht zur Ausführung. Beim Ausbruch des korinthischen Kriegs zum Befehlshaber ernannt, fiel er vor den Mauern von Haliartos (395). Sein Leben beschrieben unter den Alten Plutarch und Cornelius Nepos. Vgl. Nitzsch, De Lysandro (Bonn 1847).